Oberhausen. . Der Verein „Faro“ (Freunde der Archäologie in Oberhausen) bringt einen archäologischen Band zur Emscher heraus. Er beruht auf einer zweitägigen Tagung zum Thema auf Burg Vondern. Vom Neandertaler bis zu aktuellen Ausgrabungen können Leser eine Zeitreise durch 150.000 Jahre unternehmen.

Der Verein „Faro“ (Freunde der Archäologie in Oberhausen) brauchte kein Renaturierungsprojekt, um von der Emscher fasziniert zu sein. Der 83 Kilometer lange Nebenfluss des Rheins bietet so viele Anhaltspunkte für historische, geografische und archäologische Erkundungen, dass die Mitglieder ihr anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums von Alt-Oberhausen eine Tagung auf Burg Vondern widmeten. Deren Beiträge liegen nun zum Nachlesen in Buchform vor. Der Titel: „Emscher – Beiträge zur Archäologie einer Flusslandschaft im Ruhrgebiet.“

Von der Eiszeit bis heute

„Die Emscherregion durchläuft die zweite große Veränderung in ihrer Geschichte“, sagte Jürgen Heinrichs, zweiter Vorsitzender von „Faro“, bei der Vorstellung des Buches im Bert-Brecht-Haus. „Von der Flussauenlandschaft wurde sie zum Industriegebiet. Heute ist sie ein Renaturierungsprojekt.“ Und dort, wo sich intensiv mit dem Boden beschäftigt werde, könnten auch Dinge geborgen werden. Nachzulesen im Buch sind zahlreiche Funde wie zum Beispiel Mühlsteine, Keramik, Glas und Beinkämme, die in Castrop-Rauxel von einer Besiedlung von der späten Eiszeit bis in die Neuzeit zeugen. Die Autoren sprechen hier von „im Boden verborgenen Archiven“.

Zu einer 150.000-jährigen Zeitreise lade „Faro“ mit seiner 286 Seiten starken Publikation ein, sagte Jürgen Heinrichs. Nach den „geologischen Archiven“ in Herne und Castrop geht es zu Funden aus der Bronze- und Eisenzeit in Duisburg-Hamborn, zu solchen aus der Römerzeit zwischen Ruhr und Lippe, aus der Zeit der Franken in Sterkrade hin zur Zeit der Ritter und Burgen, die mit dem Schloss Strünkede in Herne, der Burg Vondern und dem Schloss Oberhausen eine Rolle spielen bis zur Industriearchäologie, die sich in neueren Ausgrabungen beispielsweise an der St.-Antony-Hütte zeigt.

Neben Beiträgen zur Archäologie kommen auch Linguisten, Geografen und Historiker zu Wort. Es gibt das Emschertal aus der Vogelperspektive zu sehen und Kartenbilder des 16. und 17. Jahrhunderts. Wer sich ins Thema vertiefen will, kann dies auf unterschiedliche Weise tun.

Man lernt, dass die Emscher auf Plattdeutsch lange „Iemscher“ hieß und nicht die einzige „Köttelbecke“ im Ruhrgebiet ist. Und dass die ältesten sicheren Spuren des Menschen im Ruhrgebiet aus Sedimenten des Flusses stammen. Wer solche Fakten spannend wie einen Krimi findet, ist die richtige Zielgruppe für dieses Werk.