Oberhausen. . Die Oberhausener Caritas schickt in ihrem Häuslichen Unterstützungsdienst für Demenzkranke Ehrenamtler stundenweise zu Familien. Vorher gibt es jedoch für jeden eine Schulung und ein Praktikum. Häufige Erfahrung: Betroffene melden sich erst dann, wenn sie nicht mehr können.

„Demenz ist ein Tabu“, sagt Monika Dickmann. „Viele schämen sich für ihre kranken Angehörigen.“ Die Ehrenamtlerin weiß, wovon sie spricht. Seit 2011 ist sie für den Häuslichen Unterstützungsdienst der Caritas im Einsatz. Ein Angebot, das bisher nicht beworben wurde, weil es stets ausgebucht war. Jetzt gibt es Kapazitäten – und nicht nur Monika Dickmann hofft, dass betroffene Familien sich frühzeitig für das Programm anmelden. „Dann kann man länger helfen und begleiten.“

Sabine Köther von der Caritas koordiniert das Angebot und hat es mit aufgebaut. 15 Ehrenamtler stünden derzeit zur Verfügung, allesamt in einer 30-stündigen Schulung von Experten des Oberhausener „Netzwerk Demenz“ auf das sensible Thema vorbereitet. „Die sind alle klasse“, lobt Köther den Einsatz der Gruppe, die aus 14 Frauen und einem Mann besteht. Stundenweise besuchen sie betroffene Familien, sprechen, lesen, singen oder spielen mit den Demenzkranken. In dieser Zeit können die Angehörigen zum Arzt gehen oder zum Friseur. Denn, Sabine Köther weiß: „Die permanente Begleitung macht die Situation total anstrengend.“ Deshalb möchte sie Familien ermutigen, sich rechtzeitig zu melden, „nicht erst, wenn der Akku ganz leer ist“.

Lieber kein Ortswechsel

Auch Monika Dickmann (63) hat das in ihrem Ehrenamt schon erlebt: dass Ehepartner nicht mehr konnten und im Grunde selbst hätten betreut werden müssen. Mit viel Fingerspitzengefühl habe sie da vorgehen müssen. Denn ebenso, wie jede Familiensituation, in die ein Helfer kommt, eine völlig andere ist, wirkt sich auch die Demenzerkrankung bei jedem anders aus. „Je nach Persönlichkeit kann ein Mensch depressiv oder aggressiv werden“, erklärt Sabine Köther. „Es gibt kein Patentrezept, wie man damit umgeht.“

Was jedoch für fast alle Demenzkranken gilt, sagt Sabine Köther, ist die große Herausforderung, die jede Form von Orts- und Personenwechsel mit sich bringt. Deshalb sei bei dieser Form der Erkrankung eine Betreuung im eigenen Zuhause vorzuziehen. Köther: „Natürlich gibt es auch Treffpunkte für Erkrankte in Altenheimen oder Ähnliches. Aber es ist für die Betroffenen immer sehr anstrengend, wenn sie sich umziehen und das Haus verlassen müssen.“

773 ehrenamtliche Stunden in 2013

773 Stunden haben die Caritas-Ehrenamtler 2013 in den betreuten Familien verbracht. „Je nach Bedarf und Wünschen“ setzt Sabine Köther sie ein. Für Vollzeit-Berufstätige sei diese Arbeit jedoch nicht geeignet. Demenzkranke zahlen zehn Euro pro Stunde für die Dienste, dies kann durch das ihnen zustehende Betreuungsgeld abgedeckt werden.

Die Caritas verwendet das Geld für Aufwandsentschädigungen ihrer Ehrenamtler. Die können dann Zeitschriften kaufen, Bücher oder ein Memory-Spiel. Um die Zeit, die sie mit ihren Schützlingen verbringen, so schön wie möglich zu gestalten.