Wenn viele Gemeindemitglieder Sturm laufen gegen die zuletzt bekannte Entscheidung in der Kirchengemeinde Königshardt-Schmachtendorf, kann ich das zu einem Teil gut nachvollziehen. Kirche und Gebäude sind altvertraute Bezugspunkte im Leben der (älteren) Menschen, und es fällt immer schwer, Abschied zu nehmen von Vertrautem, an dem man vielleicht sogar mitgewirkt hat. Gleichwohl: Das Presbyterium bemüht sich über einen sehr langen Zeitraum, aus der Misere herauszufinden. Muss man nicht glauben, sie hätten alle Möglichkeiten durchdacht? Die Presbyter sind von den Gläubigen gewählte und beauftragte Vertreter – sollten wir ihnen nicht vertrauen? Die bisherigen Gutachten besagen, dass Renovierungen und Instandsetzungen aller bestehenden Gebäude zu teuer und ein Fass ohne Boden sind, und aus finanziellen Gründen ein Neubau die zukunftsorientierteste Lösung ist. Da es um Zukunft von Kirche eh nicht rosig bestellt ist, wäre es wohl fatal, nur die zweitbeste Lösung zu favorisieren.

Die Mehrheit soll abstimmen? Wenn alle mit den Hintergründen vertraut wären und sich in vielen Stunden informiert hätten, könnte man darüber reden. Doch glaubt jemand, der Kenntnisstand der Leute reicht aus zu einer Abstimmung mit dem Verstand und nicht mit dem Herzen? Ich würde mir das nicht zutrauen.

Ich frage mich: Resultiert der Unmut der Betroffenen daraus, dass die neuen Gebäude auf Schmachtendorfer Gelände geplant sind? Wäre es umgekehrt, wären es die Schmachtendorfer, die sich nun entrüsteten? In fünf Jahren ist es nicht gelungen, beide einstigen Gemeinden so zusammenzuführen, dass sich alle wie eine Gemeinde fühlen. Das ist für mich etwas, was ich nicht begreife, nicht akzeptieren kann, ja, etwas, das mich entsetzt. In Königshardt und Schmachtendorf sträuben sich auf beiden Seiten viele Gläubige, das Ihrige dazu zu tun, dass es ein Zusammenwachsen gibt, dass eine Kirche reicht, die Schmachtendorfer und Königshardter besuchen können. Sind denn die Räume so wichtig oder ist es nicht das Wort?

Bei allem Respekt vor den Gefühlen alteingesessener evangelischer Christen in Königshardt: EIN neues Haus für ALLE – für mich wäre das der Startschuss für ein neues, positives, fruchtbares Miteinander. Mit Mut und Gottvertrauen. Wenn ich die Absichtserklärungen des Presbyteriums richtig verstanden habe, gibt es kaum eine andere Möglichkeit. Bleibt zu hoffen, dass endlich eine Beschlussfassung erfolgt. Vielleicht könnte der neue Kirchturm in Königshardt ja stehen bleiben? Mit einer Legende und Hinweistafel.