Doris Trimborn hat mit ihrem Kurzgeschichtenband „Wieder so ein Tag” Literatur für Menschen mit Behinderung geschrieben. In der KoKoBe las sie aus ihrem Werk vor.

Doris Trimborn stellt Buch Wieder so ein Tag vor Alltag Behinderter im Vordergrund in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn
Doris Trimborn stellt Buch Wieder so ein Tag vor Alltag Behinderter im Vordergrund in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn © WAZ

Olaf hat keine Lust aufzustehen. Also zieht er sich die Bettdecke über den Kopf, als Regina sein Zimmer betritt. Eigentlich mag er Regina ja, weil sie erlaubt, dass er sich selbst morgens den Bart rasiert. Ganz im Gegensatz zu Michael, der lieber selbst zum Rasierer greift und Olafs Gesicht „weich wie einen Babypopo macht”. Also steht Olaf doch auf, der Regina zu Liebe.

Olaf ist die Hauptperson einer der 22 Kurzgeschichten, die Doris Trimborn in ihrem Buch „Wieder so ein Tag” zusammen getragen hat. Olaf hat – wie alle Protagonisten in diesem Band – eine Behinderung. Welche Behinderung das ist, das wird nicht gesagt – und ist auch nicht wichtig, um diesen Morgenmuffel lieb zu gewinnen.

In Trimborns Texten geht es um Zärtlichkeit und Grobheit im Leben von Menschen mit Behinderung, um Geselligkeit und das Einsamsein, um Leidenschaft und Kummer. „Es sind Geschichten, die unser Leben bereichern”, sagt die Autorin selbst über ihr Werk, aus dem sie am vergangenen Sonntag in der Oberhausener KoKoBe vorgelesen hat.

Doch dabei ist es nicht geblieben. Statt stumpf ihren Text herunter zu rasseln, transportierte die Bochumerin emotionsvoll ihre Erzählungen und ließ sich spielerisch auf Zwischenrufe aus dem Publikum ein. „Das sind Geschichten aus dem Leben”, sagt Karin Tatsch-Spieß von der Lebenshilfe nach der Lesung. Es gäbe zu wenig Literatur für Menschen mit Behinderung, deshalb freue sie sich über Trimborns Buch. „Die große Schrift und die kurzen Kapitel erleichtern das Lesen und die Geschichten machen es leicht, sich darin wieder zu finden”, sagt Tatsch-Spieß.

Die Idee zu ihrem Erzählband kam Doris Trimborn vor sechs Jahren – damals hieß sie noch Mehring – während der langen Autofahrten zwischen ihrer damaligen Arbeitsstelle und ihrem Wohnort. Als Heilpädagogin hatte sie mit Menschen mit Behinderung zusammengearbeitet, die sie selbst „besondere Menschen” nennt. Deren Erlebnisse und Geschichten hatte sie erstmals 2003 in einem Band veröffentlicht. Nun ist die zweite Auflage erschienen, in der Trimborn auch ein erklärendes Nachwort zu den Kapiteln angefügt hat.

Doris Mehring: „Wieder so ein Tag – Geschichten für besondere Menschen”; 104 Seiten; 12,90 Euro; ISBN 978-3-926842-37-4.