Sie war jahrzehntelang eine der Stützen in der katholischen Gemeinde St. Antonius in Alstaden. Während ihrer Berufstätigkeit in den 1950er und 60er Jahren erwarb sie den Ruf, eine besonders fürsorgliche Krankenpflegerin im St.-Joseph-Hospital an der Mülheimer Straße zu sein. Am Samstag wurde Margarethe Süß 99 Jahre alt. Ehemalige Mitstreiterinnen aus der Gemeinde und ihr Betreuer gratulierten ihr dazu.

Seit ein paar Jahren lebt die Jubilarin im August-Wieshoff-Seniorenzentrum des Roten Kreuzes an der Saarstraße. Sie ist an Demenz erkrankt, nimmt ihre Umwelt nur noch eingeschränkt wahr. Aber sie fühlt sich wohl, trägt stets ein Lächeln auf den Lippen.

Ein katholisches Fräulein

In ihrer aktiven Zeit war sie aus dem Leben der Antonius-Gemeinde nicht wegzudenken. Sie kümmerte sich um die Kommunionkinder, schenkte jahrelang jedem Kind bei der Erstkommunion eine Rose. Sie sammelte zweimal im Jahr von Haus zu Haus Spenden für die Caritas. In der Gemeinde betete sie regelmäßig den Rosenkranz vor. Und bei den Gemeindesenioren war sie auch aktiv.

Margarethe Süß war eines jener Fräuleins, die, ohne selbst Ordensschwester zu sein, ihr Leben auch so in den Dienst Gottes stellten und dafür unverheiratet blieben. Wenn sie früher aus dem Nachtdienst im Krankenhaus kam, so war jetzt zu erfahren, besuchte sie immer erst die Frühmesse, bevor sie sich zu Hause schlafen legte.

Margarethe Süß stammt aus dem Sudetenland im heutigen Tschechien, einem bis 1945 überwiegend von Deutschen besiedelten Landstrich. Als junge Frau verdiente sie sich ihr Auskommen dort als Näherin. Mit ihrer Mutter und zwei Schwestern gelangte sie nach der Vertreibung von dort nach Oberhausen, wechselte hier in die Krankenpflege.

Ihren Ruhestand verbrachte sie jahrzehntelang in einer altengerechten Wohnung an der Kewerstraße in Alstaden. Als sie ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln konnte, brachte ihr Betreuer sie im Seniorenzentrum unter. Dort gilt die alte Dame auch als „eigenwillige, starke, aber liebenswürdige Persönlichkeit“, wie es Schwester Jutta ausdrückt. Von ihrem hohen Geburtstag war sie selbst überrascht.