Oberhausen. . Der Branchenriese will bei Verlagen große Rabatte für elektronische Bücher (E-Books) durchsetzen. Oberhausener Verlage, Händler und Autoren protestieren gegen das Vorgehen. Manch einer sieht durch das Monopol auch die hiesige Literatur-Landschaft gefährdet.
100 deutsche Autoren protestieren in einem Brief, der am Montag veröffentlicht werden soll, gegen die Geschäftspolitik des Internethändlers Amazon. Auch Oberhausener Verleger, Buchhändler und Autoren teilen die Kritik, die gegen den Branchenriesen laut wird. Hintergrund: Amazon versucht, von den Verlagen große Rabatte beim Verkauf von elektronischen Büchern (E-Books) zu erhalten – der Vorwurf lautet, dass das Unternehmen dabei seine Marktmacht missbraucht. „Amazon hat eine rote Linie überschritten“, erklärt Wilhelm Kurze, Leiter des Verlags Karl Maria Laufen.
„Überzogene Rabatte“
„Amazon verlangt von den großen Verlagen, darunter Random House oder Hachette, eine größere Gewinnmarge bei den E-Books“, so Kurze. „Doch diese eingeforderten Rabatte sind überzogen.“ Um Druck auszuüben, würde Amazon die Auslieferung von Büchern der betroffenen Verlage teilweise um Tage verzögern. „Wir sind wohl zu klein, um davon betroffen zu sein.“
Gleichzeitig kritisiert Kurze aber auch die großen Verlage. „In den vergangenen Jahren hat es einen großen Konzentrationsprozess gegeben. Das Feld für neue Autoren ist dafür kleiner geworden.“
Ebenfalls nicht direkt in die Auseinandersetzung mit dem Internetriesen involviert ist Rolf Duscha. „Amazon ist sehr zwiespältig zu sehen“, so der Leiter des hiesigen Athena-Verlags. „Zum einen sind wir auf das Unternehmen als Großhändler angewiesen. Zum anderen ist das nun aber eine Erpressung, die man so nicht stehen lassen kann.“ Duscha hofft, dass die Großverlage nicht vor Amazon einknicken. „Wenn diese Unternehmen zurückziehen, wird es für uns kleinen oder mittelgroßen Verlage umso schwerer.“
Herbert Becker, Inhaber der Buchhandlung Grauert in Sterkrade, teilt zwar die Kritik der Autoren und Verleger an Amazon, doch kann er die Handlungsweise des Branchenprimus nachvollziehen. „In unserem derzeitigen Wirtschaftssystem agiert Amazon nach seiner eigenen inneren Logik richtig.“ Auch in anderen Bereichen würden Unternehmen wie Amazon vorgehen, „dort gibt es aber keinen Aufschrei.“ Nun würden viele Verleger und Autoren das Unternehmen als das „Böse schlechthin“ darstellen, so Becker.
Der Oberhausener Krimi-Autor Markus Bötefür überlegt derzeit, die Verlinkungen auf Amazon von seiner Internetseite zu entfernen. „Das geht jedoch auf Berichte über die Arbeitsbedingungen dort zurück und nicht die aktuelle Situation.“ Der Autor führt im Streit um die Rabatte für E-Books an, dass diese bislang deutlich zu teuer sein. „Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Verleger für ein E-Book genauso viel verlangen, wie für eine Druckausgabe“, sagt Bötefür.
„Für die gesamte Branche ist das eine Katastrophe“, bewertet dagegen Ernst Gerlach, Chef des Asso-Verlags, das Vorgehen von Amazon. Er befürchtet gar das Ende der vielfältigen Literatur-Landschaft. „Durch dieses Monopol wird es bald nur noch massenkompatible Bücher geben.“