Oberhausen. . Bereits im März 2013 beklagte sich Anwohner Hartwig Erpenbach bei der Stadt Oberhausen über eine erhebliche Geruchsbelästigung an der Wunderstraße, ausgelöst durch eine nahe gelegene Baustoff-Firma. Mehr als ein Jahr später riecht es an der Wunderstraße noch immer erheblich nach Teer.

Bei Hartwig Erpenbach und seinen Nachbarn riecht es vor der Haustür immer so, als hätten sie am Vortag gerade eine neue Teerdecke in ihrer Straße erhalten. Aber dem ist nicht so. Sie sind an der Wunderstraße „nur“ Nachbarn der früheren Teerfabrik, die sich heute Moderne Baustoffe GmbH nennt.

Erpenbachs Haus wirkt wie ein Schutzwall vor dem Geruch. Auf seiner Terrasse kommt die unsichtbare Wolke nur abgeschwächt an. Alle paar Minuten schwebt wieder ein Wölkchen über dem Garten.

Seit Jahren sind die Nachbarn diesem Geruch ausgesetzt. Seit Frühjahr 2013 steht Erpenbach in der Sache mit der Stadt Oberhausen in Kontakt. Etliche E-Mails und Telefonate gingen hin und her. Es gab Ortstermine. Die Firma selbst wurde eingeschaltet. Besserung wurde gelobt. Aber auch nach anderthalb Jahren gehört der Teergeruch zum Wunderstraßen-Alltag.

Gutachter erarbeitete Vorschläge

„Als wir hier 1988 zuzogen, hat es auch nach Teer gestunken“, berichtet der 60-Jährige. Dann sei ihnen die Nachbarschaft der Firma 20 Jahre lang nicht mehr störend aufgefallen. „Seit einem Umbau vor wenigen Jahren tritt der Gestank wieder schubweise auf“, so Erpenbach. Außerdem tritt unterhalb des Silobehälters auf dem Firmengelände weißer Rauch aus.

Dass im April 60 Nachbarn eine Protestschrift mit unterschrieben, hat an der Situation nichts geändert. Allerdings vermied es Hartwig Erpenbach bis vor kurzem, die Oberhausener Kommunalpolitik einzuschalten. Erst vorige Woche waren Vertreter der Wählergemeinschaft BOB bei ihm zu Gast.

Was da so riecht, ob es schädlich ist, warum es überhaupt austritt und wie es abgestellt werden kann, die Nachbarn sind völlig im Unklaren darüber. Umweltdezernentin Sabine Lauxen schrieb Erpenbach Ende Juli zurück, das Unternehmen unterschreite mit seinen „sicherlich“ auftretenden Geruchsbelästigungen leider die Erheblichkeitsschwelle von 860 Stunden im Jahr. Deshalb könnten ihm gegenüber leider keine Anordnungen ausgesprochen werden. Ein Gutachter habe Vorschläge erarbeitet, wie Krebber die Gerüche eindämmen könnte. Aber mittlerweile sei man dort nicht mehr bereit, diese Vorschläge umzusetzen. Die Stadt bleibe weiter tätig, setze jetzt auf die Verpflichtung, schädliche Umwelteinwirkungen zu vermeiden.

Das Unternehmen verweigerte der Redaktion eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Nachbarn.

Erste Beschwerden gingen bereits im März 2013 ein 

März 2013: Hartwig Erpenbach meldet sich erstmals telefonisch bei der Stadt und beklagt sich über den Teergeruch.

April 2013: Es kommt zu einem Ortstermin in Lirich. Die Verantwortlichen wollen sich kümmern.

November 2013: Erpenbach übergibt persönlich im Technischen Rathaus in Sterkrade einen Protestbrief, in dem er beklagt, dass sich seitdem nichts geändert habe.

Januar 2014: Erpenbach erinnert in einer E-Mail an sein Anliegen.

März 2014: Die Stadt sendet Erpenbach einen Erfassungsbogen für Geruchsbelästigungen zu. Ihn soll er nach Ausfüllen der Firma überreichen, die darauf Erläuterungen anmerken soll. Für vier Wochen zeichnet er die Belästigungen grob auf und leitet sie weiter.

April 2014: Erpenbach sammelt in der Nachbarschaft von Kastanienweg, Tulpenstraße und Eschenstraße 60 Protestunterschriften und gibt sie persönlich in Sterkrade ab. Mai 2014: Telefonisch erhält er von der Stadt Mitteilung, man habe die Unterschriften weitergeleitet. Auch ein Nachbar vom Kastanienweg beschwert sich schriftlich bei der Stadt.

Juni 2014: Erpenbach schreibt die Umweltdezernentin und OB Klaus Wehling an. Der OB bestätigt den Eingang des Schreibens.

23. Juli 2014: Die Umweltdezernentin antwortet. Erpenbach hakt noch mal per E-Mail nach. 28. Juli 2014: Markus Wertgen-Orman, Leiter des Umweltamtes, teilt ihm mit, man warte noch auf Unterlagen der Firma, um Maßnahmen umzusetzen, habe ihr eine Frist gesetzt. August 2014: Erpenbach geht an die Öffentlichkeit.