„Mit Nguyen Huu Phung starb ein Stück unserer Geschichte“, sagt Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs über den vor wenigen Tagen verstorbenen, ehemaligen stellvertretenden Dorfleiter: „Sein Tod erfüllt uns mit tiefer Trauer.“

Bis ins hohe Alter engagierte sich Nguyen Huu Phung im Friedensdorf. Noch wenige Wochen vor seinem Tod arbeitete er im Konsulardienst des Friedensdorfes, kümmerte sich um die ausländerrechtlichen Belange der Schützlinge aus den Kriegs- und Krisengebieten der Welt. Der gebürtige Vietnamese kam 1960 nach Deutschland, damals in die DDR. Nachdem er in Vietnam studiert hatte, setzte er seine Ausbildung in Potsdam fort und wurde Diplomat. In einer hochpolitischen Zeit in Vietnam, Deutschland und dem Rest der Welt definierte Phung in Bonn seinen eigenen philosophischen Blick auf die Welt.

Am 26. Januar 1976 fand er den Weg ins Friedensdorf, zunächst als Betreuer für die damaligen vietnamesischen Dorfbewohner. Schließlich wurde er ständiger stellvertretender Dorfleiter im Friedensdorf. Jacobs: „Der vielleicht freundlichste und gerechteste Mensch, den man sich vorstellen kann, konnte vehement politische, inhaltliche, pädagogische, kulturelle Diskussionen führen. Er konnte sich streiten und versöhnen. Und nie vergas er dabei, den Kindern ein Lächeln zu schenken oder sie mit ihren Sorgen und Ängsten ernst zu nehmen.“ Als 1975 Vietnam sozialistisch wurde, war es Phung, der den vietnamesischen Schützlingen, die in Deutschland bleiben mussten, zu dem ausländerrechtlichen Status verhalf, der für eine Integration notwendig war.

Im Alter von 80 Jahren starb Phung am 14. Juli nach schwerer Krankheit in einem Krankenhaus in Dinslaken. Jacobs würdigt ihn: „Phung war eine Institution, belesen, intelligent, anerkannter Übersetzer der deutschen und vietnamesischen Sprache, rechtsgelehrt und ein bisschen chaotisch. Aber vor allem war er liebenswert.“ Und mit Nguyen Huu Phung gehe auch die eine oder andere Anekdote verloren, bedauert Jacobs.