Zierliche Füße in weißen Schuhen baumeln über dem Boden. Luise Leufgen sitzt am Ende der liebevoll dekorierten Tafel und lächelt mit glänzenden Augen ihre Gäste an. Bei der Geburtstagsfeier schallen Schlagerrhythmen über den Innenhof des Seniorenzentrums des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) hoch zum Kaffeetisch. Während ein Teil der Pflegeheimbewohner noch mit klatscht und wippt, sitzt eine ausgewählte Runde bei Kaffee und Sekt. Zur Feier des Tages mit am Tisch: Oberhausens Oberbürgermeister Klaus Wehling.

Das Geheimnis ihres hohen Alters kennt Luise Leufgen selbst nicht: „Ich weiß nicht, ich bin einfach immer gut drauf“, meint sie achselzuckend. Die Mitarbeiter des Seniorenzentrums haben ihre eigenen Theorien. „Frau Leufgen besteht immer darauf zu laufen und ist bei allen Aktivitäten dabei“, erzählt Kordula Klümper, die Pflegedienstleiterin. Sei es das wöchentliche Lauftraining, der Tanzkaffee oder das gemeinsame Eisessen mit ihren Freundinnen im Mozartstübchen.

Klirrende Sektflöten beim Anstoßen mit dem Oberbürgermeister. Leufgen freut sich über den besonderen Gast an ihrem Tisch. Die zwei schwatzen über das Essen im Pflegeheim und das Fahren im Paternoster. Klaus Wehling schlägt einen Besuch im Rathaus vor: „Nur so guten Kaffee wie hier haben wir nicht, die Stadt ist ja arm“, witzelt der Oberbürgermeister.

Erst im Oktober 2012 kam Luise Leufgen in das Pflegezentrum. „Bis dahin hatte sie noch zu Hause auf der Schenkendorfstraße gewohnt“, erzählt Klümper: „Am liebsten löst Frau Leufgen Kreuzworträtsel, lesen kann sie immer noch ohne Brille.“ Wie zum Beweis präsentiert Luisa Leufgen stolz den Brief des Bundespräsidenten. Die Geburtstagsgrüße von Joachim Gauck liest die 106-Jährige bis zur Unterschrift. „Das kann ich nicht erkennen, ist mir zu krakelig geschrieben“, sagt Leufgen und grinst verschmitzt.