Oberhausen. Kreative reisen in die Partnerstadt auf Sardinien, um bei einem Projekt mitzumachen. Iglesias’ Kulturdezernent lädt sie ein. Gearbeitet wird am Strand unter freiem Himmel. Die fertigen Werke sollen ein Jahr lang der Öffentlichkeit gezeigt werden. Anschließend sind sie Besitz der Beteiligten.
Beim Pressetermin im Rathaus ist die Stimmung gelassen, als die Künstler Bruns und Becker-Schmitz mit einer minimalen Verspätung den Raum betreten. „Auch Künstler dürfen mal was vergessen!“, entschuldigt sich Becker-Schmitz. Auf die Einladung zum Projekt von Iglesias’ Kulturdezernent Simone Francesci hingegen hatten alle Künstler spontan reagiert und sich sogleich für die Teilnahme an dem Kunstprojekt beworben, das in Oberhausens sardischer Partnerstadt stattfinden wird.
Die Segel werden gehisst
Der griechische Naturphilosoph Thales von Milet war überzeugt, wir lebten nicht auf der Oberfläche einer festen Erde, sondern auf dem Grund eines Meeres von Luft. Mit diesem tiefgängigen Leitmotiv veranstaltet die sardische Küstenstadt Iglesias das Kunstprojekt „Oliosuvela“. Zwischen dem 21. und 23. Juli sind insgesamt 16 Kreative eingeladen, ihre eigene Interpretation dieser Idee künstlerisch in Szene zu setzen. Als Vertreter Oberhausens nehmen Agnieszka Wnuczak, Christoph Stark, Simon Mellnich, David Janzen, Pascal Bruns und Stefan Becker-Schmitz teil.
Unter freiem Himmel werden auf dem Sandstrand 15 Segel zur Verfügung gestellt, welche die Künstler frei gestalten und bemalen dürfen. Gekennzeichnet durch die typische Dreiecks-Form alter Fischerboote, sollen die Segel Iglesias’ Geschichte in den Fokus rücken. Zur würdigen Anerkennung werden die Kunstwerke ab dem 27. Juli in der Innenstadt von Iglesias auf Sardinien ausgestellt, wo sie ein Jahr lang bestaunt werden können.
Iglesias und Oberhausen könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein. Was also verbindet die Partnerstädte überhaupt?
Die gemeinsame Industriegeschichte ist der Eckpfeiler. Die Künstler wollen sie aufgreifen. Masua, das zur 27 532 Einwohner-Stadt Iglesias gehört, ist ein ehemaliges Bergarbeiterdorf. Unweit vom Strand Masuas entfernt, liegt die historisch bedeutsame Verladestation Porto Flavia, welche als Stätte des gewerblichen Zinkabbaus bekannt gewesen ist. Erz aus Oberhausens Bergwerken ist ebenfalls dorthin verfrachtet worden. Daher schlägt der Künstler Stefan Becker-Schmitz scherzhaft „So’nen Sack voll Erz vor“ als Gastgeschenk.
Interaktion von Künstlern und Einwohnern
Dass Industriekultur und Natur in Einklang gebracht werden können, hat das Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt 2010 bewiesen. Hinsichtlich der Bewerbung für die Kulturhauptstadt 2019 will auch Sardiniens Hauptstadt Cagliari in künstlerischer Bestform glänzen. Für die Umsetzung der Inszenierung ihrer italienischen Kulturstätten haben sich Vertreter aus Iglesias im Ruhrgebiet Anregungen geholt. Auch in Zukunft weiter zusammen zu arbeiten und gemeinsame Projekte zu realisieren, hält Desbina Kallinikidou vom Oberhausener Büro für Interkultur für den richtigen Weg: Es gehe darum „sich künstlerisch impfen zu lassen und etwas mitbringen zu können“.
Becker-Schmitz sieht den Sinn des Kunstprojekts als Chance zur Interaktion von Künstlern und Einwohnern von Iglesias.