Oberhausen. . Der Singgemeinschaft Liedertafel Klosterhardt 1919 fehlt der Nachwuchs. Deshalb zieht der Chor nach 95 Jahren einen Schlussstrich. Aber die Sängerinnen und Sänger gehen nicth sang- und klanglos: Am Freitag, 11. Juli, laden sie zu einem Abschlusskonzert in die St.-Antonius-Kirche in Klosterhardt ein. Beginn: 17 Uhr.

Von einer Liedertafel spricht man, wenn Gleichgesinnte in gemächlicher Runde beisammen sitzen. Man spricht von Freunden unterschiedlicher Berufe und Herkunft, die aber die Liebe zum Singen teilen. Anfang des 19. Jahrhunderts sind die Liedertafeln als Pendant zum klassischen Kirchengesang entstanden.

In Oberhausen ist die Singgemeinschaft Liedertafel Klosterhardt 1919 einer dieser besonderen Chöre. Seit 95 Jahren gehört der ehemalige Männergesangsverein fest zur Chorlandschaft Oberhausens. Jetzt geben die Sänger auf: Für den ausgewogenen Klang fehlt der Nachwuchs.

Hochzeit nach dem Krieg

Mit einem Konzert in der Klosterhardter Antonius-Kirche am morgigen Freitag verabschiedet sich der Chor nach 95 Jahren von der Bühne. Der Verein wird aufgelöst.

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg gründeten 30 musikbegeisterte Männer neben einem bestehenden Kirchenchor einen eigenen Männergesangsverein. Mit ihrer Idee fanden sie zunächst großen Anklang: Zum 30-jährigen Bestehen zählte der Männergesangsverein 76 Mitglieder.

Doch schon 20 Jahre später war die Gemeinschaft auf 40 geschrumpft. Es ging weiter abwärts, so dass die Sänger 1985 vor die Wahl gestellt waren: Lösen wir die Gemeinschaft auf, oder lassen wir in Zukunft auch Frauen beitreten? Sie entschieden sich zur Fortsetzung und zur Einführung eines gemischten Ensembles. Der Verein konnte sich so wieder aufrappeln und machte bald unter der Leitung von Dr. Heinz-Wilhelm Buchholz, weiter.

Heute steht die Liedertafel jedoch vor einem anderen Problem: Denn nicht nur eine Ausgewogenheit in den verschiedenen Stimmlagen ist für den Klang eines Chores wichtig, wie Werner Culemann, Schriftführer der Liedertafel, erklärt; auch ein Ungleichgewicht zwischen alten und jungen Stimmen könne die Tonfarbe beeinträchtigen: Viele der Mitglieder seien in fortgeschrittenem Alter. „Der Klangkörper der aktuellen Besetzung reicht nicht mehr aus, um ein gescheites Konzert veranstalten können“, sagt Schriftführer Culemann. Die Bemühungen, jüngere Sänger für den Verein gewinnen zu können, seien fehlgeschlagen.Deshalb habe die Mitgliederversammlung beschlossen, den Chor aufzulösen.

Die Nachwuchssorgen beschäftigen zahlreiche Chöre und Traditionsvereine in Oberhausen. Einzelne Clubs schließen sich zusammen, andere nutzen enger werdende Kontakte untereinander, um junge Menschen gemeinsam anzuwerben.

Immer mehr sind aber auch gezwungen sind, einen Schlussstrich zu ziehen.