Oberhausen. Viele Eltern sind mit ihrem Latein am Ende. Noch immer gibt es für viele Kinder keinen Kita-Platz. Eltern prangern jetzt die Bevorzugung von jüngeren Kindern bei der Vergabe in Oberhausen an. Die Stadt bietet nun über ihre Servicestelle Eltern schnelle Hilfe zu Betreuungsfragen an.

Noch immer keinen Platz in einer Kindertageseinrichtung? Die Nerven vieler Eltern liegen mittlerweile blank. Auch Markus K. (Name geändert) bildet da keine Ausnahme. Er meint: „Die Zuweisung eines stadtteilnahen Kindergartenplatzes kommt in diesem Jahr mehr als je zuvor einem Lotteriegewinn gleich.“ Denn ortsnahe Betreuungsplätze für Kinder ab zwei Jahren seien inzwischen Mangelware.

So belege etwa ein Blick in die Statistik des Evangelischen Kindergartens Schmachtendorf, dass für August 2014 für Kinder im Alter von einem Jahr zehn freie Plätze und für Kinder im Alter von zwei Jahren sechs freie Plätze im Angebot seien. Dem stünden 135 Anmeldungen in diesen beiden Altersgruppen gegenüber.

Nur noch Versuchskaninchen

Noch problematischer werde es, wenn man sich die Zahlen der freien Plätze für Kinder ab dem dritten Lebensjahr ansehe. „Es gibt keine.“ Damit scheine der Wunsch vieler Eltern, ihr Kind erst ab dem dritten Lebensjahr in einer Kindertageseinrichtung betreuen zu lassen, auf der Strecke zu bleiben.

4871 Plätze für Kinder ab drei Jahren

In Oberhausen stehen im Kindergartenjahr 2014/15 für Kinder ab drei Jahren 4871 Plätze in einer Kindertageseinrichtung zur Verfügung. Nach Angaben der Stadt entspricht dies einer Bedarfsdeckung von ca. 90 Prozent.

Für Kinder unter drei Jahren sind 1436 Plätze in einer Kindertageseinrichtung oder bei Tagespflegekräften im Angebot. Die Stadt spricht hier von einer Bedarfsdeckung von 34,75 Prozent – und sieht sich gut aufgestellt.

Nach den Erfahrungen von Markus K. liege das vor allem daran, dass sich etliche Einrichtungen aufgrund stagnierender Zahlen nicht für einen Ausbau, sondern für eine Umwandlung entschieden hätten. „Damit teilen sich nun nicht vermehrt über Dreijährige, sondern Kinder ab der Geburt bis zum dritten Jahr eine kaum gestiegene Anzahl vorhandener Plätze“, meint Markus K. Ein gemeinsames Aufwachsen gleichaltriger Kinder und eine gemeinsame Entwicklung in Kindergarten und Schule sei so gerade für die jetzt über Dreijährigen kaum noch möglich. „Eine traurige Entwicklung, in der unsere Kinder zu Versuchskaninchen kommunaler Umstrukturierungsversuche werden.“

Verunsicherung ist groß

Der Oberhausener ergänzt: „Was aus Elternsicht bis heute fehlt, ist ein transparenter Umgang zu den aktuellen Anmeldezahlen und den tatsächlich vorhandenen freien Plätzen.“ Denn: „Es gibt in Oberhausen noch immer keine Informationsplattform, die die aktuellen Zahlen der jeweiligen Einrichtungen transparent macht.“

Klaus Gohlke, Leiter des Kinderpädagogischen Dienstes der Stadt, hat Verständnis für die verunsicherten Eltern. Er weist aber darauf hin: „Es ist noch nichts entschieden.“ Die Plätze würden nicht von der Stadt, sondern von den Einrichtungen in Eigenregie vergeben – und zwar bis zum August. Eltern, die durch diese lange Ungewissheit unter besonderen Druck gerieten, könnten sich an die städtische Servicestelle für Betreuungsfragen ( 825-9033, di. 8.30 bis 12 Uhr und do. 13.30 bis 17.30 Uhr) wenden.

Es geht meist um die Wunscheinrichtung

„Es hat in Oberhausen noch nie Rechtsanspruchsmeldungen gegeben“,sagt Klaus Gohlke, Leiter des Kinderpädagogischen Dienstes. Die meisten Eltern hätten entgegen der ersten Zweifel doch noch einen Platz in der Nähe bekommen.

Was die Kinder ab drei Jahren betrifft: „Da geht es meist um die Wunscheinrichtung.“ Die ev. Einrichtung in Schmachtendorf sei etwa eine kleine Tagesstätte für Kinder von zwei bis sechs Jahren. Es gebe dort nur zwei Gruppen. „Und es ist doch logisch, dass die Jüngeren dann auch ab dem dritten Lebensjahr in ihrer Kita bleiben“, meint Gohlke. Entsprechend würden dort eher Plätze für Kinder unter drei Jahren frei.

Verständlich sei aber auch die Enttäuschung der Eltern, die für ihre älteren Kinder eine Ablehnung erhielten. Andererseits gebe es gerade im Norden Alternativen im Umfeld. Knapp 400 Meter von der ev. Tagesstätte läge eine große städtische Kita – und einen Kilometer weiter eine katholische Einrichtung. „Um sich Enttäuschungen zu ersparen, sollten sich Eltern früh bei ihrer Wunscheinrichtung informieren, ob die Struktur zu ihrem Bedarf passt“, rät Gohlke. Einen Überblick über die Angebote und freie Plätze erhielten Eltern auch bei der zentralen Vermittlungsstelle der Stadt (Essener Straße 55, 0208 825-9033). Ein Kita-Navigator im Internet ist außerdem in Arbeit.