Oberhausen. . Seit dem vergangenen Jahr bietet die Stadtbibliothek Oberhausen elektronische Bücher für Kinder und Jugendliche an. Aktuell sind es 192 Titel für Kinder und 326 Titel für Jugendliche. Die Ausleihzahlen entwickeln sich erfreulich, doch in manchen Bereichen hat das gedruckte Buch immer noch Vorteile.

Es ist voll an diesem Morgen in der Stadtbibliothek. Eine Schulklasse stöbert in den Regalen der Kinderabteilung, ein paar Mädchen haben es sich auf dem weichen Teppich in der Leseecke gemütlich gemacht. Bücher wie „Harry Potter“, „Greg’s Tagebuch“, die „Wilden Hühner“, „Tintenherz“ und „Die drei ???“ sind nach wie vor sehr gefragt – daran hat auch der Einzug der elektronischen Medien in die Kinderzimmer nichts geändert. Doch die Stadtbibliothek hat sich angepasst und bietet seit dem vergangenen Jahr auch E-Books für die junge Zielgruppe an: Aktuell sind es 192 Titel für Kinder und 326 Titel für Jugendliche. Tendenz steigend.

Schüler haben kein Interesse an Lernhilfen

Andere Büchereien haben früher mit E-Book-Angeboten begonnen, beim Ankauf kam es allerdings auch zu Fehleinschätzungen. „Davon haben wir deutlich profitiert“, sagt Stefan Keune, der in der Stadtbibliothek für den Bestandsaufbau zuständig ist. So wurden andernorts beispielsweise große Summen in Lernhilfen investiert – doch die Schüler ließen diese E-Books einfach links liegen. In Oberhausen setzt man bei E-Books für Erwachsene vor allem auf Belletristik und Sachliteratur. „Damit fahren wir sehr gut“, so Stefan Keune.

Bei den Kindern sind unter den Krimis und Detektivgeschichten „Kommissar Kugelblitz“, „TKKG“ „Fünf Freunde“ und „Die Zeitdetektive“ beliebt, ebenso wie „Der kleine Drache Kokosnuss“ und die „Honky Tonk Pirates“ bei den Abenteuergeschichten. Kinder leihen die E-Books in der Regel allerdings nicht selbst aus. Es sind die Eltern, die die Titel über den Medien-Laden, die gemeinsame Online-Plattform der Stadtbibliotheken Oberhausen und Bottrop, herunterladen. „Vor Weihnachten hatte ich viele E-Book-Anfragen von Eltern, die Tablet-PCs an ihre Kinder verschenkt haben“, erinnert sich Christina Liedtke, die Leiterin der Kinderbibliothek.

Positiv überrascht von den Ausleihzahlen

Hans-Joachim Mattheis, stellvertretender Bibliotheksleiter, ist positiv überrascht von den Ausleihzahlen bei Kinder- und Jugend-E-Medien. Im Dezember 2013 waren es noch 191 Ausleihen, im Juni 2014 bereits 260, obwohl der Grundbestand in diesem Zeitraum nicht nennenswert erweitert worden ist. „Das hätte ich nicht erwartet“, so Mattheis. Pro Jahr wird ein E-Book im Kinderbereich im Schnitt 4,6 Mal ausgeliehen.

Längere Ausleihzeiten für E-Books

In den Ferienmonaten Juli und August dürfen in der Stadtbibliothek zehn E-Books gleichzeitig ausgeliehen werden (normalerweise sind es sechs). Der Ausleihzeitraum beträgt drei statt zwei Wochen.

Wer einen gültigen Benutzerausweis hat, zahlt nichts extra.

Informationen gibt es hier: www.onleihe.de/medien-laden; www.bibliothek.oberhausen.de; 825-2574

Bei den Jugendlichen laufen Reihen wie die „Bis(s)“-Serie, „Artemis Fowl“, „Percy Jackson“ und „Helden des Olymp“ gut. Ganz oben auf der Ausleihliste stehen bei den Älteren zurzeit keine E-Bücher, sondern E-Hörbücher. „Es gibt eben beide Möglichkeiten: Man kann bei uns ein Hörbuch als CD ausleihen oder eine MP3 herunterladen“, so Christina Liedtke.

Sie hat festgestellt, dass Jugendliche eher ihr Handy nutzen, um darauf ein Buch zu lesen, als einen E-Book-Reader. Das gelte auch für Hörbücher, die direkt im Handy gespeichert werden. Kleinere Kinder nutzten dagegen gern Tablet-PCs mit vielen Apps. Und die Eltern sorgen dafür, dass auch mal ein E-Book im Angebot ist.

Fußballschule steckt voller QR-Codes

In manchen Bereichen sind die Printausgaben von Büchern jedoch unschlagbar. „Das gilt zum Beispiel für Sachbücher über Ritter oder Dinosaurier“, so Hans-Joachim Mattheis. „Damit können Kinder richtig in andere Welten abtauchen. So etwas kann man auf dem Handy nicht abbilden.“ Als Gegenbeispiel zieht Christina Liedtke da allerdings „Die große Fußballschule“ aus dem Regal. Das Buch ist voller QR-Codes, die man mit dem Smartphone scannen kann. Dahinter verstecken sich 20 Übungsfilme für kleine Fußballer.

Doch auch wenn die neue Medienwelt die gedruckten Bücher beeinflusst: Über die Bilder, die beim Lesen – egal ob im Buch oder digital – im Kopf entstehen, hat sie keine Macht.