Einst haben hier die Bergleute gegraben, jetzt sind es Kinder, die auf dem Gelände des ehemaligen Wetterschachts IV der Zeche Osterfeld nach der Schaufel greifen: Mit diesem durchaus ungewöhnlichen Spatenstich geht in Klosterhardt, gegenüber der geschichtsträchtigen St.-Antony-Hütte, ein spektakulärstes Neubauvorhaben an den Start.
Die Dortmunder KLG Projektentwicklungs GmbH baut den ehemaligen Schacht IV für rund 30 Millionen Euro zu einer Neubausiedlung mit 31 Einfamilienhäusern, medizinischen Dienstleistern und Seniorenheim mit 80 Betten um. Der Clou: Sowohl der denkmalgeschützte, 43 Meter hohe Schachtturm als auch die Kaue werden nach Jahren des Verfalls aufwändig saniert.
RAG-Chef: Heute ist ein Feiertag
Hans-Peter Noll, Geschäftsführer der früheren Grundstückseigentümerin RAG Montan Immobilien, lobte den „Lebenspark Schacht IV“ geradeheraus: „Heute ist für mich ein Feiertag. Wir als Unternehmen hätten uns dieses Projekt nicht zugetraut.“
Nach dem Baustart in diesem Monat wird die Bauzeit zwischen zwölf und 18 Monate betragen. Schon jetzt sind zwei Drittel der geplanten Einfamilienhäuser mit einer Wohnfläche von 130 bis 136 Quadratmetern verkauft. Vor allem junge Familien und Erwachsene zieht es ins Viertel. „Vor ihrer Haustür beginnt mit dem Antoniepark und dem geplanten Emscherradweg die Naherholung“, sagte Ralf Knickmeier von der KLG zur Lage der neuen Siedlung.
Architekt Wilhelm Hausmann stellte die kulturelle Bedeutung des heutigen Denkmals in den Vordergrund: „Ein Denkmal nützt aber nichts, wenn wir es nur zu Lasten der öffentlichen Hand erhalten. Es sollte auch genutzt werden.“ In der ehemaligen Kaue etwa sollen medizinische und paramedizinische Einrichtungen ansässig werden.
Erstmals seit Jahrzehnten sind Kaue und Turn überhaupt zu erkennen: Die zugewachsenen Gebäude sind von Gestrüpp befreit worden, Bäume auf dem rund 33 000 Quadratmeter großen Gelände wurden dazu gefällt.
Leben am Industriedenkmal wollen künftig etwa Christina Klein (25) und Benjamin Herrmann (28). Das Paar hat eines der Reihenhäuser gekauft, in das sie bereits im Sommer 2015 einziehen wollen. „Wir haben im Großraum Essen nach einem Haus gesucht,“ sagt Christina Klein, entscheidend seien die gute Verkehrsanbindung und das viele Grün gewesen.
Dass der derzeit noch verfallene Schachtturm erhalten werde, sei zunächst aber ein Argument gegen den Kauf gewesen, gesteht Herrmann: „Dann haben wir erfahren, dass er Stein für Stein hergerichtet wird. Das ist ein cooles Projekt.“