Hand aufs Herz: Ist die Innenstadt von Oberhausen ein Ort, an dem man sich wohl fühlt? Es gibt unschöne Baulücken, andauernde Leerstände und architektonische Sünden aus der Vergangenheit. Ja, die mangelnde Aufenthaltsqualität wird immer wieder beklagt.

Es gibt aber auch die andere Seite der Medaille: aufwändig sanierte Gebäude mit hübschen Fassaden und modern ausgestatteten Wohnungen. Einkaufen, wohnen, arbeiten, auf vergleichsweise kleinem Raum – die City hat zweifelsfrei Potenzial.

Eigentümer in der Pflicht

„Es besteht aber weiterer Handlungsbedarf“, sagte jüngst der erste Vorsitzende des Vereins City O.-Management, Philip Kirsch, am Rande eines von der CDU initiierten Bürgerspaziergangs in der Innenstadt. Er sieht so manchen Immobilien-Eigentümer in der Pflicht, beklagt deren oft mangelnde Identifikation mit der Stadt – und wirbt für ein verstärktes Engagement zugunsten des Erscheinungsbildes der Stadtlandschaft.

Eine gute Note bekam die Innenstadt neulich erst von NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) ausgestellt. Der gebürtige Oberhausener bezeichnete die kulturelle Qualität der City als „Pfund für eine Renaissance“ des Stadtzentrums und lobte die „Vielfalt an kulturellen Angeboten, die Metropolenqualität hat“. In zehn Jahren werde es „hip“ sein, in der City zu leben.

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Das war auch im Wahlkampf vor der Kommunalwahl erkennbar, der die Probleme der Stadt aufzeigte.

Kontrollen und Überwachung

Die CDU rückte eine mögliche Verlegung des Rotlicht-Viertels Flaßhoffstraße in den Fokus, warb mit verschärften Kontrollen bei Rocker-Gruppen und kündigte eine verstärkte Video-Überwachung an. Außerdem brachten die Christdemokraten eine Abschaffung der Parkgebühren in der Innenstadt ins Gespräch, um so die Attraktivität für Bürger und Besucher zu steigern. Zudem kam eine Teil-Öffnung der oberen Marktstraße für den Autoverkehr auf die Themenliste.

Die SPD setzte in ihrem Wahlprogramm auf andere Punkte, um die Attraktivität der City zu erhöhen: etwa bezahlbaren Wohnraum für Ältere, mehr Parkplätze, den Bau von Jugendzentrum und Jobcenter sowie die Sanierung des Parkhauses Linsingenstraße.

Auch ein weiteres, die Innenstadt betreffendes Thema wurde im Wahlkampf immer wieder angesprochen: die Trinker-Szene am Altmarkt. Die attraktive Freifläche, die bei Veranstaltungen immer wieder offenbart, welches Potenzial sie birgt, wird im Sommer oft von Menschen in Beschlag genommen, die sich dort zum gemeinsamen Alkoholkonsum treffen. Anwohner und Geschäftsleute forderten ein Trink-Verbot, sie berichteten wiederholt von Pöbeleien, Lärm und Dreck.

Der städtische Rechtsdezernent Frank Motschull betonte, dass ein generelles Alkoholverbot nicht umsetzbar sei und sprach von einem „sozial-gesellschaftlichen Problem, das allein mit ordnungsrechtlichen Mitteln dauerhaft kaum lösbar ist“. Auch ein Weg, wie er in der Nachbarstadt Essen künftig möglicherweise einmal gegangen werden soll, wurde verworfen: Eine Dose Bier als Lohn fürs beaufsichtigte Fegen der Straße wird es in Oberhausen nicht geben.

Stattdessen setzt man bei der Stadt auf verschärfte Kontrollen und Platzverweise von Polizei und Ordnungsdienst – offenbar auch auf die Gefahr hin, dass sich das Problem dadurch lediglich in andere Teile der Stadt verlagert.

Objektiv besser als gedacht

Ein möglicher Trost bleibt: Aus Sicht der Polizei sei die Lage am Altmarkt deutlich besser, als Betroffene subjektiv meinten, sagte Hauptkommissar Volker Ostermann, Bezirksbeamter in Alt-Oberhausen, bei einer Gesprächsrunde, zu der die WAZ-Lokalredaktion ins „Café Bauer“ geladen hatte.

Wie dort die Debatte geführt wurde, zeigte erneut, dass in der Innenstadt einiges in Bewegung ist. Für die Stadtpolitik gilt: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Die WAZ wird die künftigen Entwicklungen aufmerksam begleiten und darüber berichten.