Patrick Bauder (24) gehörte in der vergangenen Saison zu den maßgeblichen Spielern des Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen (RWO): Im Interview spricht der Mittelfeldmotor über Zukunft und Vergangenheit des Traditionsvereins.

Was weiß ein junger Spieler über die Vergangenheit des Vereins?

Bauder: Im Physioraum hängen viele Bilder der älteren Mannschaften. Daher kenne ich Leute wie Hannes Fritsche und Lothar Kobluhn natürlich auch. Diese Namen als Vorbilder zu sehen, dafür bin ich vielleicht noch etwas zu jung. Da würde ich eher jemanden wie Mike Terranova ins Spiel bringen, der einen motiviert.

Gibt es zwischen zwei Spielzeiten wenigstens ein bisschen Ruhe?

Ich habe mich auf meinen Urlaub gefreut. Durch meine Verletzung war ich im Winter nur zwei Tage daheim, dafür dann die restlichen Tage in der Reha.


Wie kommen Sie nach der spielfreien Zeit wieder in die Gänge?

Wir haben vom neuen Trainer Andreas Zimmermann einen Trainingsplan bekommen. Mit dem Lauftraining geht es los. Ich war mit meinem Mannschaftskollegen Ralf Schneider in Valencia im Urlaub. Ich spiele zwischendurch auch gerne ein wenig Badminton und fahre mit dem Rad zum Ausgleich. Das war gut zum Ausspannen.

In der vergangenen Spielzeit wurde über Ihren Abschied nach Lotte spekuliert.
Mir ist es egal, was andere über mich denken. Außer bei den Leuten, die mir am Herzen liegen. Ich habe die Artikel von Freunden zugeschickt bekommen und sie haben gefragt, ob das alles stimmt. Aber so etwas gehört zum Beruf dazu. Dem schenke ich wenig Beachtung.

Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie bei RWO geblieben sind?
Ja, die Mannschaft.

Warum?
Seit der Rückrunde der vergangenen Saison haben wir uns beinah wöchentlich weiterentwickelt. Ich möchte dazu meinen Beitrag leisten. RWO ist einfach ein geiler Verein. Der gehört nicht in die vierte Liga. Da die Mannschaft größtenteils zusammengeblieben ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass wir es in den nächsten Jahren schaffen, dies zu ändern.

Wie eng sind Erfolg und ein gutes Klima in der Mannschaft verbunden?
Es ist wichtig, dass sich eine Mannschaft gut untereinander versteht. Wir machen außerhalb viel zusammen. Es gibt Leute, mit denen man sich besser versteht, mit anderen etwas weniger. Aber insgesamt ist die Stimmung bei uns sehr gut. Und das ist nicht alltäglich.

Wie viel Freiheit haben Fußballer heute?
Wir haben genug Freiheiten. Wir können noch in die Stadt gehen, ohne, dass wir sofort von jedem erkannt werden. Das ist die Regionalliga. In der Bundesliga ist das natürlich schon ganz anders. Ich weiß nicht, ob es mich stören würde.

Wie wird RWO in der Stadt Ihrer Meinung nach wahrgenommen?
Ich denke, grundsätzlich positiv. Wenn wir die Leistungen in der kommenden Saison weiter so abrufen können wie zuletzt, werden auch wieder mehr Leute ins Stadion kommen. Das sollte unser Ziel sein: die Stadt wieder komplett mitnehmen.

Viele hoffen nach der guten vergangenen Saison auf den Aufstieg. Setzt Sie das unter Druck?
Druck ist das nicht. Es ist das gute Recht der Fans, nach der vergangenen Rückrunde große Erwartungen zu haben. Aber aufgrund der Aufstiegs-Relegation ist es eben sehr schwer, aus der Regionalliga aufzusteigen. Du kannst Meister werden, alle Spiele gewinnen. Und in der Relegation spielst du zwei Mal unentschieden und steigst nicht auf.

Das muss Sie doch frustrieren…
Bei mir ist es so, dass ich, sobald ich aufs Feld gehe, dann auch gewinnen möchte. Egal, ob mein Verein erster, zweiter, dritter oder vierter ist. Wir haben uns vor der Rückrunde ein Ziel gesetzt und haben es erreicht. Das werden wir vor der Saison auch machen und alles daran setzen, dass es klappt.

Nun haben Sie einen neuen Trainer an Ihrer Seite, um die Ziele zu erreichen. Ist das eine große Umstellung?
Es wird ein paar Wochen dauern, bis man sich daran gewöhnt. Aber der Prozess ist normal. Das hatten wir mit Peter Kunkel auch, nachdem Mario Basler zurückgetreten ist. Der Trainer hat sich bei den Spielern früh vorgestellt. Andreas Zimmermann hat etwas von sich erzählt. Das war entspannt und für alle ein gutes Treffen. Wie bei jedem Menschen hat man einen ersten Eindruck. Er weiß, wen er spielen lassen möchte. Er ist sehr motiviert. Und er weiß, wie er mit uns umzugehen hat.

Wie heißen die Favoriten der Saison?
Rot-Weiss Essen, Sportfreunde Lotte, Viktoria Köln und Alemannia Aachen habe ich auf der Rechnung. Bei den zweiten Mannschaften weißt du nie, was dich erwartet. Aber es kann in der Regionalliga auch passieren, dass Wiedenbrück plötzlich oben mitspielt. Das Niveau ist sehr nah beieinander.

Wie wichtig sind feurige Derbys?
Es macht viel mehr Spaß, vor 10 000 Fans gegen RWE zu spielen als vor 400 Zuschauern bei einer Zweitvertretung. Davon lebt der Fußball. Das spürt jeder.

Sie kommen aus Mannheim, haben dort in der Jugend gespielt. Können sich Spieler, die nicht aus der Region stammen, in solch eine Rivalität einfühlen?
Es gibt auch nur drei Punkte in so einem Spiel. Aber: Es ist etwas ganz Besonderes, für Rot-Weiß Oberhausen gegen RWE zu spielen. In meinem ersten Seniorenjahr für Waldhof Mannheim hat es gegen Kaiserslautern oder Karlsruhe auch häufiger gekracht. Ich kenne die Rivalität in Derbys aus Kindertagen.

Was wünschen Sie sich in der kommenden Saison?
Ich wünsche mir, dass uns die Fans weiter so unterstützen wie in der zurückliegenden Saison. Außerdem wäre es gut, wenn mehr Leute ins Stadion kommen würden, weil wir einen ansehnlichen Fußball spielen. Damit können wir Leute begeistern.

Tut der Verein genug dafür, dass eine Begeisterung in der Stadt entstehen kann?
Wir sind häufig in der Stadt für Rot-Weiß Oberhausen unterwegs. Beim Tag der offenen Tür, aber auch an den Schulen. Oft wünschen sie sich auch ein Trikot. Die Schüler fragen uns, wie es ist, zwei Mal am Tag zu trainieren. Oder ob man feiern gehen darf.

Und: Darf man feiern gehen?
In der Sommerpause!