In der Oberhausener Innenstadt bietet das Geschäft „Geschmackszentrum Ost“ (Saarstraße 52/Ecke Marktstraße) nur Produkte aus der ehemaligen DDR an. Ostalgie im Ruhrgebiet. Wie geht das denn? Ein Interview mit Kult-Volksmusikant Achim Mentzel (67) aus Ost-Berlin, der aus „Let’s Dance“ und „Kalkofes Mattscheibe“ bekannt ist.
Herr Mentzel, Sie hatten in Oberhausen kürzlich einen Auftritt. Wie war Ihr Eindruck?
Mentzel: Soll ich Ihnen etwas verraten? Ich war richtig aufgeregt. Dabei bin ich 67 Jahre alt und habe mein ganzes Leben Musik gemacht. Aber die Leute kennen meine Musik und mich vor allem im Osten. Und hier mitten im Ruhrgebiet ist das eine ganz andere Nummer. Aber ich freue mich darüber, dass mich 200 Leute im Spionage-Museum hören wollten. (lacht)
Nun gibt es in Oberhausen ein Geschäft, das alte DDR-Produkte anbietet. Dort müssten Sie sich richtig wohlfühlen?
Dass die Sachen immer noch gefragt sind, liegt an der Liebe zum Bewährten. Und es liegt an der Gewohnheit zur Einfachheit. Ich finde das wunderbar, dass dies auch im Ruhrgebiet funktioniert. Ein bisschen Ostalgie hat noch nicht geschadet. Nach der Wende habe ich sieben Kaffeesorten durchprobiert, bis ich die richtige gefunden hatte, die mir schmeckt. (lacht)
Was mögen Sie unter den Ostprodukten denn besonders?
Da ich ja aus der Region komme, kann ich der Spreewaldgurke viel abgewinnen. Ich habe einen Song darüber geschrieben, „Sauer macht lustig“, und dieser hat dann Oliver Kalkofe sehr gut gefallen. (lacht)
Fortan waren Sie Dauergast in seiner Sendung „Kalkofes Mattscheibe“ und wurden deftig aufs Korn genommen.
Für mich war das gar kein Problem. Aber meine Frau hat am Anfang fürchterlich mit mir geschimpft. Oliver Kalkofe hat mich ja in seiner Sendung singende Spreewaldgurke und Amöbe genannt. Aber was sollte ich denn dagegen sagen? Wenn man nicht parodiert wird, dann hat man ein Problem. Das war doch gute Werbung für mich. Eine ganz neue Zielgruppe, nämlich die jungen Leute, hat mich entdeckt. Das wäre ohne die Scherze von Kalkofe gar nicht möglich gewesen. Wir sind jetzt Freunde. (lacht)
Es hat Ihnen also geholfen?
Auf jeden Fall. Ich habe bei den Kalkofe-Kinofilmen „Der Wixxer“ und „Neues vom Wixxer“ mitgespielt. Und ich bin ja auch noch bei der RTL-Show „Let’s Dance“ aufgetreten. (lacht)
Fehlt vielen Ihrer Schlager- und Volksmusik-Kollegen also der Humor?
Andere haben Kalkofe nach den Scherzen mit einer Klage gedroht. Aber von denen hört man heute nur noch sehr wenig. Wir machen doch nur Musik und da soll es doch heiter zugehen. (lacht)
Wechseln wir wieder zurück nach Oberhausen. Sie haben hier etwas vor?
Genau! Ich habe Kontakt zum Oberhausener Songschreiber Theo Behle geknüpft. Wir wollen jetzt unbedingt zusammen etwas machen. Und zwar wollen wir Songs schreiben über eine Zielgruppe, die heutzutage oft vergessen wird. (lacht)
Nach Ihren Songs „Hier fliegt heut’ die Kuh“ und „Holladrio“ gibt es bald einen Song über Oberhausen?
Nein, wir wollen Songs für Leute über 60 Jahren machen. Da hocken wir uns zusammen und hoffen, dass etwas Gutes entsteht. Bei allem, was man macht, sollte man doch niemals den Spaß an der Sache verlieren. (lacht)