Oberhausen. . Die Medienscouts des Elsa-Brändström-Gymnasiums in Oberhausen haben für Nutzer des Nachrichtendiensts WhatsApp viele Tipps parat. Die Schülerinnen und Schüler der 5b lernen bei ihnen viel über die Probleme der täglichen Nachrichtenflut. Denn nicht jede neue Nachricht hat auch wirklich einen Sinn.
„Wie geht’s?“ – „Ok“ – „Was machst du?“ – „Nix“ – „Ich auch nix“. Emilly kennt diese Dialoge, die sich in ihrem Smartphone abspielen. Die Elfjährige nutzt den Nachrichtendienst WhatsApp und ist auch Mitglied im Klassenchat der 5b des Elsa-Brändström-Gymnasiums. Aber was da täglich online in der Gruppe abläuft, nervt sie zunehmend. An diesem Morgen sitzt sie deswegen mit ihren Klassenkameraden und den Medienscouts aus der achten Klasse zusammen, um sich kritisch mit WhatsApp auseinanderzusetzen.
Ständige Erreichbarkeit sorgt für Stress
Medienscout Louisa (14) hat sich gut vorbereitet. „Es gibt heute sieben Stationen – die sieben Zwerge“, erklärt sie vor der versammelten Klasse den Ablauf. „Ihr bekommt einen Laufzettel, besucht jede Station und lasst euch danach jeweils einen Stempel auf den Zettel geben.“ Die Fragen, die an den Stationen beantwortet werden, sind spannend: Was ist die Firma WhatsApp eigentlich? Was erfährt WhatsApp über mich? Wann will ich für wen erreichbar sein? Was ist im Chat o.k. und was nicht? Und wie viele Nachrichten kann ich eigentlich schaffen?
Klassenlehrer Robin Rockensüß ist erleichtert, dass es am Elsa-Brändström-Gymnasium das Angebot der Medienscouts gibt und sein Kollege Marco Fileccia heute mit 14 jugendlichen Experten in die 5b gekommen ist. „Die meisten Schüler nutzen WhatsApp, und es hat auch schon Probleme gegeben“, sagt er. Beispielsweise tauchten plötzlich bedrohliche Nachrichten wie „Da steht ein Mörder vor deiner Tür“ auf, besorgte Eltern riefen beim Klassenlehrer an und baten darum, das Thema in der Klasse zu diskutieren. „Im Regelunterricht kann ich das aber nicht umfassend aufbereiten“, sagt Robin Rockensüß.
Bei WhatsApp kursieren viele sinnlose Inhalte
Wie sehr die Nachrichtenflut ein Kind stressen kann, erfahren die Schülerinnen und Schüler durch ein Video. Darin bekommt die (erfundene) Lisa so wahnsinnig viele Nachrichten, dass der Druck, alles immer beantworten zu müssen, sie irgendwann total überfordert. Sie reagiert, indem sie den Klassenchat stumm schaltet und dadurch nicht mehr alle paar Sekunden über Neuigkeiten, die oftmals nichtssagend sind, informiert wird.
Einen Tisch weiter geht es genau um diese Weitergabe von sinnlosen Inhalten. Die Medienscouts Jannis und Leonie haben Karten vorbereitet, auf denen Sachen wie „LOL“ und „Mir ist langweilig!“ stehen. „Was davon ist eine wichtige Nachricht?“, fragt Jannis (14) und fordert die Schüler auf, die Karten zu sortieren. Letztlich bleibt nur die Karte „Unfall – komm schnell!“ auf dem „Wichtig“-Stapel liegen.
Eltern sollten Kinder kritisch begleiten
Junge Menschen lernen von Gleichaltrigen
Das Projekt „Medienscouts NRW“ setzt darauf, dass junge Menschen lieber von Gleichaltrigen lernen. Außerdem haben Gleichaltrige ein ähnliches Mediennutzungsverhalten.
Die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) führt das Projekt „Medienscouts NRW“ seit 2012 NRW-weit und mit Unterstützung der Kommunen durch. Infos: www.medienscouts-nrw.de
„Als Lehrer haben wir die Pflicht, Schüler zu einer sicheren und reflektierten Mediennutzung zu erziehen“, sagt Marco Fileccia, der die Medienscouts am Elsa vor sechs Jahren ins Leben gerufen hat. „Doch ohne die Eltern geht es nicht“, fügt er hinzu. Er rät Eltern, sich dafür zu interessieren, was in den Handys ihrer Kinder vor sich geht, und sie in ihrer Mediennutzung stets kritisch zu begleiten.
Tipps, wie man sich vor der Nachrichtenflut schützen kann, geben die Medienscouts auch. „Bei Einstellungen / Account / Datenschutz kann man zum Beispiel einstellen, ob andere sehen dürfen, dass man online ist, oder nicht“, erklärt Jannis. Das Handy stumm zu schalten und auch die Vibration abzustellen, hilft ebenfalls. Tipp Nummer drei: Nachts einfach mal den „Aus“-Knopf drücken.