In einem Punkt waren sich SPD, CDU und Grüne sogar im Wahlkampf einig: Die Betreuungszeiten in den Kindergärten müssen besser dem Bedarf berufstätiger Eltern angepasst werden, schrieben alle drei Parteien in ihren Kommunalwahlprogrammen fest. Doch die Ausweitung der Kita-Öffnungszeiten vielleicht sogar weit in den Abend hinein kommt den Steuerzahlern teuer: Der Bedarf an neuen Erzieherinnen-Stellen in den Kindertagesstätten ist groß.

Nun aber schlägt der Personalrat der Stadt Alarm: Sogar ohne Ausweitung sei schon jetzt die Zahl an pädagogischen Kräften in Kitas längst nicht ausreichend, um die jetzige, meist bis 16 Uhr beschränkte Kinderbetreuung qualitativ hochwertig zu gewährleisten.

800 000 Euro zusätzlich pro Jahr

„16 zusätzliche Stellen wären in den 18 städtischen Einrichtungen notwendig, wenn Kitas nicht nur Verwahrungsstätten für Kinder sein sollen“, sagt Personalratsvorsitzender André auf der Heiden. Kostenpunkt: 800 000 Euro – pro Jahr.

Wenn die Kitas sich auch noch besser auf flexible Arbeitszeiten auf dem Arbeitsmarkt einstellen sollen, wie das nicht nur Politiker, sondern erst recht die Eltern fordern, wird’s noch kostenträchtiger. „Der Trend geht ja eindeutig in Richtung 24-Stunden-Kita“, glaubt auf der Heiden.

Dabei soll der Personalmangel schon heute in den Kitas im Arbeitsalltag noch schwerwiegender sein als die offiziellen Stellenschlüssel vom Land erscheinen lassen. Nach Angaben von auf der Heiden fehlen aufgrund von falschen Berechnungen der Landeszentrale pro Vollzeitstelle gut 200 Betreuungsstunden im Jahr. Bei derzeit rund 183 Vollzeitstellen wären nicht nur 16 sondern sogar zusätzlich 24 Stellen notwendig, um das Defizit in den Kitas auszugleichen. Und selbst diese Personaldecke wäre angesichts von Ausfallzeiten und Fortbildungsbedarf noch eng gestrickt.

„Die Schuldezernentin Elke Münich kennt diesen Berechnungsfehler bereits aus ihrer Tätigkeit in Aachen“, hofft der Personalratsvorsitzende auf Unterstützung. In Aachen habe Münich diesen Fehler korrigieren lassen. In unserer deutlich klammeren Stadt scheint eine Korrektur jedoch fraglich zu sein. Der Personalratsvorsitzende will darum kämpfen: „Erst wenn das abgearbeitet ist, sind wir bereit, über erweiterte Öffnungszeiten zu reden.“ In einem Beschluss, den die städtischen Beschäftigten auf einer Personalversammlung trafen, fordern diese Wehling dazu auf, „die notwendigen Stellen kurzfristig einzurichten“. Auf der Heiden räumt aber ein: „Das kann die Stadt nicht allein, sondern das muss auf Landesebene entschieden werden. Der OB und alle dort vertretenen Fraktionen müssen darauf einwirken.“