Maximilian Schultze räumt auf – mit dem Klischee der fahrenden Kirmesleute, die mal hier, mal dort ihre Zelte aufschlagen. „Wir sind ernstzunehmende Geschäftsleute“, sagt der 22-Jährige selbstbewusst, der die Schaustellertradition seiner Familie fortführt – in vierter Generation und in einem immer härteren Wettbewerb um die Besuchergunst.

Es ist Mittwochmorgen, wenige Stunden, bevor die Fronleichnamskirmes eröffnet wird. Fleißig legen die Schausteller an ihren Ständen letzte Hand an, polieren Scheiben auf Hochglanz, drapieren gut sichtbar ihre Auslagen und Gewinne für die erwarteten rund eine Million Besucher.

Maximilian Schultze gönnt sich eine kurze Pause von seinem Stand, an dem er ab dem Abend frisch zubereitete Pizzabrötchen verkauft. Seit drei Jahren arbeitet er als Schausteller in dem Familienbetrieb, den sein Urgroßvater einst als reisender Bauchredner begonnen hatte und Schultzes Vater mit Kirmeshows wie Boxen oder Zaubern weiterführte.

Der Familienbetrieb mit heute vier Mitarbeitern sitzt in Bochum, wo Maximilian Schultze auch groß geworden ist. Nur an den Wochenenden und in den Schulferien besuchte er als Kind und Jugendlicher seine Eltern auf den Kirmessen in ganz Deutschland.

Klagen für den Platz auf der Kirmes

„Früher hat es in vielen Gemeinden nur die eine Kirmes als großes Volksfest gegeben. Heute gibt es hunderte Veranstaltungen, mit denen wir Schausteller in Konkurrenz stehen.“ Das erschwere nicht nur das Gewerbe, sondern auch den Konkurrenzkampf untereinander. Denn eine gewisse Anzahl von Standplätzen wird jedes Jahr an feste Schausteller vergeben, erzählt Schultze. Das sorge bei manchen Kollegen für Unmut: „Immer mehr Schausteller klagen gegen die Städte.“ Traditionsstände müssten dann gegebenenfalls ihre angestammten Plätze räumen. Und das gefalle den Kunden nicht.

Um den Zusammenhalt unter Schaustellern zu stärken, Ideen und gemeinsame Werbeaktionen voranzubringen, engagiert sich Maximilian Schultze ehrenamtlich in der Jugendabteilung des Deutschen Schaustellerbunds. Über den Berufsverband der Schausteller werden Seminare und Workshops angeboten. Erst am Dienstag haben sich junge Leute am Centro getroffen, um über das Image der Schausteller zu sprechen.

Um dieses zu verbessern, könnten manche Kollegen noch etwas forscher sein, findet der 22-Jährige. „Wir Schausteller sind Dienstleister, die unseren Kunden ein qualitativ gutes Produkt anbieten, ob nun Eis, Bratwurst oder die Karussellfahrt.“ Was den jungen Mann verwundert: Bei Weihnachtsmärkten, die zunehmend wichtig für Schausteller werden, gebe es dieses Imageproblem nicht. „Da werden wir wohl eher als Verkäufer, nicht als Schausteller wahrgenommen.“