Kommunalwahl. Für den in dieser Höhe nicht erwarteten Absturz der SPD ist nicht nur die wenig zufriedenstellende Politik der letzten Jahre verantwortlich, sondern auch der völlig verfehlte Wahlkampf, der gerade mit den sich überschlagenden Aktivitäten den Wählern überdeutlich vor Augen führte, welche Versäumnisse die bisherige Politik zu verantworten hat und die Frage aufwarf: „Warum erst jetzt?“ Insofern war dieser Wahlkampf für die SPD völlig kontraproduktiv. Einen nicht unerheblichen Stimmenverlust wird auch der für die SPD zur Belastung gewordene Oberbürgermeister Wehling zu verantworten haben, der durch sein egoistisches Festhalten an seinem Amt eine weitere Wahl für seinen Nachfolger mit seinen immensen Kosten für die Stadt erforderlich macht. Die Offenheit, mit der die SPD nun unumwunden zugibt, dieses Wahlergebnis ohne Fremdeinwirkung selbst verschuldet zu haben, lässt in Zukunft auf eine andere Politikgestaltung hoffen: Eine Politik, die transparent ist, die Bürger mitnimmt und ihren Bedürfnissen eine größere Priorität einräumt. Positiv ist auch zu vermerken, dass die Opposition mit größeren Einflussmöglichkeiten ins neue Parlament einzieht und zu einer Politik beitragen kann, die dem Wohle der Stadt und seiner Bürger dienlich ist. Heinrich Buchholz

Kurzfilmtage. Oberhausen als Ort der Film-Kunsterneuerung zu begreifen, wieder zu beleben ist eine große historische Leistung, die man sicherlich dem Leiter Lars Henrik Gass zu verdanken hat. Darüber hinaus ist die Idee, dass Kunst völlig zweckungebunden ist, sprich: zwecklos und ohne Nutzen, gar nicht neu, sondern quasi die Voraussetzung von Kunst. Inwieweit die Idee der „Leere im Film“ ausreichend ist, erscheint mir fraglich und erinnert mich an einen alten Freund, der vor mehr als 30 Jahren den ersten Geschäftsraum mit „Nichts + für Nichts“ in Berlin eröffnete. Nur weiße Wände und Decken. Letztendlich geht meiner Meinung nach dieser Ansatz jedoch noch nicht weit genug. Sicherlich beinhaltet er aufklärerisch-emanzipatorische Elemente und Nachdenkliches über marktschreierische und ausschließlich am Markt/an Zuschauern orientierte Kunst. Wirklich Neues kann nur geschaffen werden durch die Zerstörung des Alten. Fangen wir als nächsten Schritt also bitte auch damit an, rütteln Menschen auf, nehmen sie mit und entwickeln die Gesellschaft sowie die Kunst progressiv weiter.

Gläubige fordern Boykott israelischer Waren. Diese „Aktion“ löst bei mir nicht nur Kopfschütteln, sondern Fassungslosigkeit aus. Die Erinnerung an das Wort „Kauft nicht beim Juden“ dürfte selbstverständlich im kollektiven Gedächtnis verankert sein. Es ist doch kaum anzunehmen, dass die Initiatoren der „Aktion“ dies nicht begriffen haben. Haben sie allerdings diese Reminiszenz bewusst einkalkuliert, handeln sie antisemitisch. Auffallend ist natürlich, dass es sich auch hier um einen Reflex handelt, der immer zum Tragen kommt, wenn Juden beziehungsweise Israelis involviert sind. Es darf bezweifelt werden, dass sich die evangelischen Friedensfreunde zu einem Boykott, pardon, „Kaufverzicht“ etwa saudiarabischer oder US-amerikanischer Waren durchringen würden.
Hartmut Imlau