Im Viertel rund um die Bismarckstraße sind viele Platanen abgeknickt und auf Garagen, Autos und Einfahrten gefallen. Die Nachbarn halfen sich schon in der Nacht, als die Keller voll Wasser liefen. Manche haben sich eine Motorsäge geliehen, um die Äste auf den Wegen selbst durchzuschneiden.

Abgebrochen, geknickt, zersplittert – viele Platanen in der Bismarckstraße sind arg ramponiert. Ein dicker Ast samt Blattwerk hat eine Garage getroffen, ein anderer einige Autos. In der Einfahrt von Stevan Dzikov wirft Nachbar Daniel Schulz die Motorsäge an und teilt den Platanenast, der den Hauseingang blockiert, mit ein paar Schnitten. „Gestern Abend war hier auf der Straße so viel los wie sonst nur an Silvester“, erzählt seine Frau Susanne. „Alle kamen raus und haben geguckt, was kaputt war. Wir selbst hatten das ganze Haus voller Wasser. Der Keller war vollgelaufen, und durch die alten Fenster hat der Sturm den Regen gedrückt.“

400 Unterschriften gesammelt

Doch die Nachbarn waren zur Stelle. Sie halfen der Familie Schulz nachts, den Keller trocken zu bekommen, und nun, am nächsten Tag, sorgen sie dafür, dass die Bürgersteige und Einfahrten wieder frei werden. Bettina Sayder schleift gerade einen abgebrochenen Ast Richtung Mittelstreifen. „Die Platanen sind teilweise morsch“, kritisiert sie. Auch ihre Einfahrt lag nach der Sturmnacht voller Äste. Nachbarin Katarzyna Herrmann findet noch deutlichere Worte für den Zustand der Bäume: „In meiner Zahnarztpraxis habe ich rund 400 Unterschriften gegen die Platanen gesammelt. Wir wollen nicht, dass die Bäume wegkommen, aber es muss etwas passieren. Das hätte gestern noch schlimmer ausgehen können.“

Auch die Kinder Clemens (9), Ben (12), Julian (9) und Klara (12) helfen beim Aufräumen mit. Stevan Dzikov freut sich darüber: „Von der Hilfsbereitschaft der Nachbarn bin ich positiv überrascht“, sagt er. Gerade erst, zum 1. Juni, ist er in das Haus an der Bismarckstraße gezogen. „Zum Glück waren wir im Keller noch nicht fertig. Der stand nämlich auch zehn Zentimeter unter Wasser.“

Ein paar Meter weiter in der Lipperheidstraße begutachtet Thomas Grubenbecher das große Loch in der Windschutzscheibe seines Autos. Feuerwehrleute haben gerade die gewaltige Platanen-Krone zersägt, die den Teilkasko-Schaden verursacht hat. „Das mit dem Auto ist gar nicht so schlimm“, sagt Grubenbecher. „Das ist ein Fall für die Versicherung. Aber der Baum hat nur einen Meter neben dem Fenster meiner Tochter Charlotte das Dach durchschlagen. Was da hätte passieren können!“

Blätter auf den Gullydeckeln

Heidemarie Langner und Gisela Hennig stehen in der Uhlandstraße mit großen Besen auf dem Gehweg. „Wir haben in der Nacht schon angefangen sauberzumachen“, sagt Heidemarie Langner. „Das Wasser lief durch die Straße, da haben wir erst mal die Blätter und Zweige von den Gullydeckeln entfernt.“ Jetzt schiebt sie die Blätter auf einen großen Haufen, andere Helfer stecken sie in einen Sack für Grünabfälle. „Das kann man ja nicht alles der Stadt überlassen.“

Für die Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) sind Klaus Kube, Bertolt Beck und Jill Lehmberg auf dem Platz vor der Luise-Albertz-Halle im Einsatz. „Wir sollten heute eigentlich ab sieben Uhr im Olga-Park Hecken schneiden“, sagt Klaus Kube. „Aber um zwanzig vor zehn kam der Anruf, dass wir alle sofort zum Betriebshof kommen sollen.“ Umpacken, Motorsägen an Bord und los. „Unsere primäre Aufgabe ist es, die Straßen frei zu machen“, sagt er. „Die Feuerwehr kommt da gar nicht hinterher. Das Laub ist rutschig, das ist gefährlich, vor allem für Radfahrer. Bei Autos ist die Bremswirkung verzögert.“

Die Platanen-Probleme kennt Kube. „Die Bäume sind Flachwurzler. Wenn sie frei stehen, und der Wind geht in sie hinein, werden sie entwurzelt. Stehen sie in Gruppen, wie hier an der Stadthalle, kommt der Wind nur von oben hinein. Dann bricht die Krone raus.“

Einen wahren Koloss hat es auf der großen Wiese vor dem Rathaus erwischt. Hier ist die große Linde entwurzelt worden, sie liegt quer auf dem Rasen, direkt neben der Erinnerungstafel fürs alte Rathaus. Passanten fotografieren das gewaltige Wurzelwerk. Ob hier oder im Viertel rund um die Bismarckstraße – der Sturm hat überall Wunden ins Stadtbild geschlagen.