Oberhausen. Bis vor einem Jahr war Susanne Fünderich Veranstalterin im Oberhausener Ebertbad. Nun betreut die Oberhausenerin mit ihrer Künstleragentur „Grubenblumen“ Ruhrgebiets-Künstler und fahndet nach frischen Kabarett-Talenten. Gerade erst war sie auf Abschieds-Tour mit der Kabarett-Größe Georg Schramm.

Kunst kann ein Lebensmittel sein. Für Susanne Fünderich scheint das zuzutreffen. Die Oberhausenerin hat vor knapp einem Jahr umgesattelt. Als sie den Eindruck hatte, als Veranstalterin im Ebertbad „alles gemacht“ zu haben, verlagerte sie ihren Tätigkeitsschwerpunkt auf ihre Künstleragentur „Grubenblumen“. Wie lebt es sich denn nun von und mit der angeblich „brotlosen Kunst“? Eher „Appel und Ei“ oder doch die von ihr so geliebte Grillage-Torte? Die NRZ fragte nach.

Dass die inzwischen „fast 50“ Jahre alte Oberhausenerin ihrer Heimatstadt nicht den Rücken kehren würde, stand für sie außer Frage. Obwohl sie ganz oft ziemlich weit weg ist. Gerade war sie auf Tour mit der Kabarett-Größe Georg Schramm. Auf Abschieds-Tour: Nach 25 Jahren auf der Bühne wolle Schramm kein Solo-Programm mehr machen, sagt Fünderich. 20 Jahre hat sie ihn als Technikerin begleitet. Nun ist das Geschichte, wie die 15 Jahre als „Chefin“ im Ebertbad.

Kreativetage in der alten Post

Das neue Büro in der Kreativetage der alten Hauptpost bietet sozusagen den Blick auf die weite Welt. Auch im zweiten Stock aus bodenständiger Perspektive: Man schaut hinunter auf den Bus- und den Hauptbahnhof. Von hier aus kann man alles erreichen. Wenn man es denn will und weiß, was sich lohnt.

Was hat Susanne Fünderich erreicht? Die beiden Ruhrgebietskünstler ihrer Agentur, Carmela De Feo alias „La Signora“ und den Klavier-Kabarettisten und Buchautor Matthias Reuter, kann sie oft wegschicken. Im positiven Sinne, will sagen: Beide Künstler werden ganz gut gebucht. Am ehesten sei bei Reuter „noch Luft nach Oben“, meint Fünderich. „Da geht noch was.“

"Ewig lächelnde Agentin"

Demnächst werde Reuter wieder im Fernsehen zu sehen sein. Das sei immer ein Garant für steigende Nachfrage. Allgemein gelte: „Frauen sind leichter zu verkaufen als Jungs“, sagt die Frau, die von Carmela De Feo als „ewig lächelnde Agentin“ bezeichnet wird.

Noch einmal die uralte Frage: Kann man davon leben? Und wenn ja, wie gut? „Wird schon“, lächelt Susanne Fünderich. „Aber manchmal wünscht man sich schon, es käme mal jemand vorbei und würd’ ‘n Bütterken mitbringen“, fügt sie trocken hinzu.

"Ich muss die Künstler ja quasi entdecken"

Also fragen wir einfach einfacher: „Was könnte besser laufen? „Ich will ja mit ,Grubenblumen’ Ruhrgebietskünstler vertreten“, sagt Susanne Fünderich, diese selbst auferlegte Beschränkung „macht die Sache aber nicht einfacher“. Was, zu wenige Künstler im Pott? Nein, nach wie vor sei die kulturelle Vielfalt hier riesig, sagt die Agentin. „Aber ich muss die Künstler ja quasi entdecken.“ Denn junge Künstler mit Potenzial seien oft schneller bei einer anderen Agentur unter Vertrag, als man (ihnen zu-) gucken könne. Ein weiterer Künstler, der ebenso gut laufe wie die beiden „Festen“, dem sie ihr „Rundum-Sorglos-Paket“ biete, das wär’s. Dann könnte sie gut von der Agententätigkeit leben.

Geheimtipp in der Comedy-Szene

Bis dahin sind weitere „Nebentätigkeiten“ angesagt: So macht Fünderich gerade das „Booking“ für das musikalisch-schräge Frauenduo „Suchtpotenzial“. Oder sie streift durch „gemischte Shows“ auf der Suche nach neuen Künstlern. Wie etwa „Pufpaffs Badeanstalt“ im Ebertbad, bei der sie noch ein bisschen ihrer alten Bademeistertätigkeit nachspürt. Das Format hat sich inzwischen zu einer Art Geheimtipp in der Kabarett- und Comedy-Szene entwickelt.

„Überhaupt gehe ich nach wie vor gerne ins Ebertbad“, sagt die Grubenblumen-Agentin. Ein bisschen vermisse sie bei ihrer neuen Arbeit als „Schreibtisch-Täterin“ schon „die Geselligkeit“ in dem Kleinkunsttempel. Sagt’s, schaut zur Tür, ob jemand vorbeikommt. Vielleicht sogar mit „Bütterken“.