Dieser Wahltag wird in doppelter Hinsicht ein Nachspiel haben: Das Ergebnis kommt zwar nicht einem politischen Erdbeben gleich, setzt in der Geschichte der Stadt aber schon einen kräftigen Akzent: Eine gerade erst geschaffene Bürgerbewegung katapultiert sich in eine Rolle, die es der regierungsgewohnten SPD sehr schwer macht. Wie BOB sich im Rat schlagen wird, bleibt natürlich abzuwarten.
Kösling statt Cordes und retour
Abzuwarten bleibt auch, wie zunächst der Landeswahlleiter, dann möglicherweise auch Juristen die dickste Wahlpanne seit längerer Zeit in Oberhausen bewerten: In einem Wahllokal des Wahlkreises Sterkrader Heide (Ordnungsnummer 21) stand auf den Stimmzetteln nicht mehr Anja Kösling (SPD), sondern Hubert Cordes (SPD). Konditormeister Cordes trat freilich in einem Wahlkreis mit der Ordnungszahl 23 an, nicht 21. Er scherzte noch: „Ich wollte nur mal zeigen, wie man zwei Wahlkreise mit einem Mal direkt gewinnt.“ Das Lachen war den Sozialdemokraten wenig später vergangen.
Besonders peinlich würde die Angelegenheit vollends, wenn sich als stimmig herausstellen sollte, was der SPD-Stadtverordnete Klaus Kösling kurz vor Schließung der Wahllokale und auf dem Weg zum Rathaus erfahren hatte: Demnach war einem im 21er Wahlkreis wohnenden und wählenden SPD-Mitglied der Fehler aufgefallen - gegen Mittag, und er hatte ihn für sich behalten!
Interessanter Fehldruck
Für das Wahlamt hatte Jürgen Ludwiczak, stellvertretender Leiter des Bereichs Statistik, Stadtforschung und Wahlen, mit der Landeswahlleitung telefoniert, später auch Oberbürgermeister Klaus Wehling in Kenntnis gesetzt über die Panne, die nicht die einzige war:
Morgens waren im Wahlbezirk Brücktor in vier Stimmbezirken Stimmzettel aufgetaucht, auf denen noch die Piraten standen – angesichts der längst erfolgten Nichtzulassung in Oberhausen war das ein interessanter Fehldruck, wie vielleicht Philatelisten sagen würden, an einem Wahlsonntag schlicht ärgerlich.
Ludwiczak versuchte die Pannen mit dem Hinweis „Das ist alles Handarbeit“ zu entschuldigen. Gewiss: 143 Koffer mit Wahlunterlagen waren aus einer Unzahl von Mappen zu packen. Da kann mal was passieren, darf es aber nicht, zumal die Wahlvorstände in den Wahllokalen vom Amt mehrfach darauf hingewiesen worden waren, peinlichst genau zu sein.
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