„Meine ganze Familie hatte mit der Zeche zu tun”, sagt der frühere Leichtathlet Theo Rous – der Großvater des gebürtigen Oberhauseners war Schießmeister auf der Zeche Jakobi.
Eine neue Aufgabe führt den 74-jährigen Rous, heute Ehrenpräsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, wieder an die Wiege des Reviers: Er übernimmt die Schirmherrschaft für den Benefiz-Lauf „Kultur-Run”, der vom 12. bis 13. September rund um den Veranstalter Hostel Veritas stattfindet.
Zwei Kilometer misst die Strecke zwar nur, aber dafür soll es länger dauern – eben einen ganzen Tag lang, wie es etwa Ultraläufer und Mitveranstalter Jörg Schranz vorhat. „Ultraläufer sind 'Bekloppte', die 1000 Jahre rennen können”, meint Christina Antwerpen vom Hostel natürlich nur im Spaß. Schranz ist aber nicht allein, 14 Sportkollegen sind mit auf der Piste und können für den guten Zweck gemietet werden „von jedem, der lieber laufen lassen will”, sagt Schranz mit Blick auf spendenfreudige Unternehmen. Zehn Euro kostet der gemietete Kilometer, mehr geben kann man auch. In 24 Stunden lässt ein Ultraläufer gut und gerne 250 Kilometer hinter sich. Da könnte einiges Geld zusammenkommen.
Wer aber einen kürzeren Atem hat und dennoch mitmachen will, kann für einen Euro Startgeld auch „walken”. Schließlich ist der Weg das Ziel. „Es wird verrückte Läufe geben wie Stöckelschuhrennen oder Themen-Rennen, bei denen Polizisten gegen 'Einbrecher' laufen könnten”, plant Antwerpen – oder Schwarzfahrer gegen Kontrolleure? Zumindest hat die Stoag schon für die Gaudi zugesagt. Und während die einen hecheln müssen, sorgt für Spaß beim Zuschauen auch ein Rahmenprogramm mit Musik, Getränken und Leckereien vom Grill.
Doch wofür wird eigentlich gesammelt? Man stelle sich vor: Quietschgelbe Heliumballons von fast vier Metern Durchmesser und mit einem mehr als doppelt so langen Schwanz schweben an ehemaligen Schachtstandorten über dem Ruhrgebiet. Die zitronenfarbenen „Kaulquappen” sollen sich im Kulturhauptstadtjahr auf 80 Meter Höhe an Zechen, an heutigen Kulturstätten emporschlängeln – Antwerpen gefällt die Idee des Projekts Schachtzeichen – „das ist nicht nur Spaß”, sagt sie, „es ist unsere Chance, die spannenste Region Europas überall bekannt zu machen.” Der Kultur-Run der Ruhris soll möglichst viele Ballons für 2010 finanzieren und hat damit wiederum den Charme einer Bewegung „von unten”.
„Das Revier setzt Stärken ein, die es groß gemacht haben: Sport und Kultur”, beantwortet Rous gleich die Frage, was Laufen mit knatschgelben Ballons zu tun hat: „Der Vogel fliegt, der Mensch läuft.”