Was soll ich denn jetzt wählen als stolzer Bürger der Stadt Oberhausen? Etwa die Partei, die das für sich in Anspruch nimmt. Wohl eher nicht, denn die zeitliche Dichte an Aktionen und Absichtsankündigungen trägt zu offensichtliche Wahlkampfzüge, als glaubhaft zu sein. Nein, kein Votum für die Ankündigungsweltmeister und Umsetzungszwerge. Sie hatten jahrelang Zeit, sich zu beweisen und konnten zuletzt nur selten überzeugen.

Wo jedoch sind die Alternativen? Eine seit Jahren konturblasse Opposition, die keinen Nebel braucht, um unsichtbar zu sein und ihr Stimmchen auch nur ewig gleich erhebt.

Da wäre noch der SPD-Koalitionspartner in grün, der mal demokratisch wie themenstark anfing, aber offensichtlich in Oberhausen den Mut verloren hat, mit offenem Visier zu kämpfen. Es könnten also historisch neue Wege der Koalition in OB gegangen werden. Jedoch sind neue Wege nicht einfach zu gehen: Zähe Prozesse, kraftraubende Kompromisse, Entscheidungsstau-fördernd.

Das Bürgerbündnis BOB wäre ein solch neuer Partner, wenn es denn genug Protestwählerstimmen erhält. Überzeugungsstimmen sind bei dem eilig gestrickten und daher dünnen Programm weniger zu erwarten. Kaffee, OGM und der anonym im Netz kommentierende Grünen-Parteichef Andreas Blanke haben hier aber Bärendienste für BOB geleistet. Auch das Wort „Bürgerbeteiligung“ hörte man nie zuvor so klar in Wahlprogrammen, wie nach den Aktionen einiger Bürgerinitiativen. Es bewegt sich also noch was. Allerdings auf Ankündigungsniveau.

BOB wäre also so eine Chance auf Neuanfang und ein Gewinn an Authentizität. Bleibt einigen BOB-Vertretern nur zu wünschen, dass sie mal Ansätze der Zuversicht und der konstruktiven Lösung zeigen – anstatt ewig die Fehler des Vergangenen anzuprangern. Lösungen müssen immer noch in der Zukunft geschaffen und dabei die Fehler des Vergangenen verstanden (nicht rechthaberisch diskutiert) werden.

Was mache ich denn jetzt? Zum ersten Mal nicht wählen? Lethargie war bisher nie mein demokratisches Grundverständnis, aber diesmal könntet ihr es schaffen, ihr OB-Parteien und -Wahlbündnisse.