Wenn ein Kind im Mutterleib oder kurz nach der Geburt stirbt, ist das eine der schlimmsten Erfahrungen, die werdende Eltern machen können. Bei dieser heiklen Trauerbewältigung helfen zunehmend die Mitarbeiterinnen der Konfliktberatungsstelle für Schwangere in Mülheim und Oberhausen, „donum vitae“. Auf immerhin zehn Prozent Anteil an allen Beratungen stieg die Zahl dieser Gespräche 2013.
Schockierende Diagnose
So suchte beispielsweise eine 32-jährige Frau Trost bei „donum vitae“. In der 21. Schwangerschaftswoche hatten die Ärzte im EKO ihr die schockierende Diagnose stellen müssen: Ihr Kind hat keine ausgebildete Blase und Lunge und wird nicht lebensfähig sein. Die Eltern standen nun vor der schweren Entscheidung, ob sie ihren Sohn abtreiben wollten oder ob er geboren werden sollte – und fragten bei den Donum-Fachleuten um Rat.
„Nach unserem Gespräch war den Eltern klar, dass es ihnen sehr wichtig war, ihr Kind zur Welt zu bringen und es wenigstens eine kurze Zeit bei sich zu haben“, sagen die Beraterinnen. „Der Sohn lebte nach der Geburt noch eine Stunde und schlief in den Armen seiner Eltern friedlich ein“.
Die Zunahme von Gesprächen zur Bewältigung der Trauer junger Eltern ist auch durch die Kooperation mit der Geburtenstation des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen begründet mit seiner Geburtenstation. EKO-Ärzte vermitteln immer öfter Frauen und Paare, die ihr Kind während der Schwangerschaft verlieren, an den Verein – weil sie spüren, dass die jungen Eltern Unterstützung von außen in dieser schweren Zeit benötigen.
„Nicht selten fühlen sich die Betroffenen allein gelassen in ihrer Trauer. Verwandte und Freunde sind überfordert, verdrängen das Thema Tod eher. Diese Eltern verlieren aber nicht nur ihr Kind, sondern mit ihm auch Träume und Hoffnungen.“ Außerdem fehle vor allem Vätern jede Erinnerung an das Kind; sie könnten deshalb den Trauerschmerz der Mütter oft nicht verstehen. In der Trauerbegleitung wird Platz für die Gefühle geschaffen, sagen die Beraterinnen.
Neben Trauerberatungen führte „donum vitae“ im vergangenen Jahr 755 Beratungsgespräche in allen Bereichen von Schwangerschaftskonflikten durch – die höchste Zahl seit 2008. 351 Erstberatungen zählte der Verein in Oberhausen und Mülheim – ein Anstieg um 21 Prozent im Vergleich zu 2012. Mit 40 Prozent macht die allgemeine Schwangerenberatung den größten Teil der Gespräche aus, die Familienplanungsberatung folgt mit 21 Prozent.