Haus Union bot einen der stattlichsten Säle der Vorkriegszeit. Der Vater von Ursula Hüwels, geborene Söbbing, managte den Betrieb. Eigentlich lernte die Wirtstochter ja Sekretärin – aber es gibt auch Bilder von ihr in gestärkter Schürze. Im kirchlich geprägten Versammlungslokal im Marienviertel war die GHH-Weihnachtsfeier das Ereignis des Jahres. Der Erlös aus dem Getränkeverkauf ging an die Pfarrei; aber der Verdienst aus dem Verkauf von 7368 Schnittchen kam der Familienkasse zugute.
Das Zuhause der Familie Söbbing wurde im Krieg zur Zuflucht für Nachbarn – und für die ganze Kirchengemeinde. Für die Anwohner ringsum war der Keller zum Luftschutzraum ausgebaut worden – und als die Marienkirche brannte, wurden die Messen samt Orgelmusik im Haus Union gehalten.
Von den vier Geschwistern Söbbing war der kleine Bruder „kinderlandverschickt“, der ältere Bruder bereits Soldat. Die „sehr ängstliche“ Ursula hatte noch eine ältere Schwester, „die manchmal gar nicht in den Keller ging“: Ihr Verlobter sei schließlich Soldat und dürfe auch keine Angst haben. Doch auch sie war im sicheren Keller, als jener Angriff kam, der die Wohnetage von Haus Union und den Festsaal niederbrennen ließ. „Die Außenmauern blieben stehen“, sagt Ursula Hüwels. Sie zog mit ihrer Familie in den Keller. „Schlaf kannten wir wenig“, erinnert sich 91-jährige Dame. „Ich brauchte lange, bis ich wieder ruhig schlafen konnte.“ Man verschrieb ihr Bromide, die betäubten – Ursula Hüwels sinniert: „Das könnte heute eine Droge sein.“
Im Rest der Festgastronomie, „in der riesigen Küche, wurde gegessen“. Mutter und Tochter brachte das zwei Vorladungen zur Gestapo ein. „Jemand hatte einen Offizier wegen seiner Reden angezeigt, aber wir hatten nichts gehört.“