Vor 75 Jahren gründeten die Oberhausener Vereine den Kreisverband der Kleingärtner. Damals stand noch die Selbstversorung mit angebautem Obst und Gemüse im Vordergrund.
„Nur mit Nachwuchs und Beharrlichkeit kann man 75 Jahre alt werden”, fasste Oberbürgermeister Klaus Wehling am Samstag bei der Jubiläumsfeier des Oberhausener Kreisverbandes der Kleingärtner treffend die langjährige Entwicklung zusammen. Von Freizeitgärtnern konnte damals noch gar keine Rede sein, als die Oberhausener Kleingärtnervereine 1933 den Kreisverband gründeten: Die reine Selbstversorgung mit Obst und Gemüse stand für die Menschen seinerzeit im Vordergrund. Heute – 75 Jahre später – gehören dem Verband 26 Oberhausener Kleingarten-Vereine und insgesamt über 1 500 Mitglieder an. Die Anlagen machen 22 % des öffentlichen Grüns auf dem Stadtgebiet aus. Grund genug, das Jubiläum ausgiebig zu feiern. Zur Festveranstaltung im Freizeithaus des Revierparks Vonderort kamen am Samstagabend rund 150 Besucher – darunter die Vereinsvorstände sowie weitere Gäste. Einen Teller der Stadt Oberhausen samt Glückwünschen überbrachte Klaus Wehling: „Ein herzliches Glückauf für eine blühende Zukunft.”
Der erste Verein
Mitten im Ersten Weltkrieg wurde 1916 in Sterkrade der erste Oberhausener Kleingärtnerverein an der Inselstraße gegründet.
Not und Hunger zwangen die Menschen damals dazu, das Acker- und Gartenland restlos auszunutzen. Die Kleingärten boten ihnen in der Notzeit eine Chance zum Überleben. 1917 bestand der Sterkrader Verein schon aus mehreren Anlagen und aus über 800 Mitgliedern.
Gemeinsam mit dem Verbandsvorsitzenden Heinz Binder betonte der Oberbürgermeister vor allem die gute und enge Kooperation zwischen Stadt und Verband. Dankbar zeigte sich Binder, weil die Stadt das überholenswerte Bundeskleingartengesetz großzügig auslegt: „Das Gesetz muss dringend modernisiert und den heutigen Gegebenheiten angepasst werden. Immer noch sollen z. B. Gartenlauben einfachster Ausführung sein, eine Art Geräteschuppen. Die Kleingärtner suchen heute aber durch den zunehmenden Freizeitcharakter der Gärten deutlich mehr Komfort. Schön, dass die Stadt Oberhausen uns dabei entgegenkommt.” Anders sei das bei der Baumschutzsatzung: „Sie erzwingt, dass wir Waldbäume stehen lassen müssen, die im Grunde nicht in die Gärten gehören. Sie überdecken die Anlagen und haben zudem ein Gefahrenpotenzial. Wir wünschen uns, dass die Stadt hier Änderungen herbeiführt”, so Binder. Besonders stolz ist der Verband auf ein neues Modell, mit dem seit zwei Jahren auch junge, finanzschwache Familien an Kleingärten herangeführt werden. „Die besondere Finanzierung ermöglicht Laufzeiten von bis zu zehn Jahren.” Bereits bei 40 Gartenwechseln wurde dieses Modell angewandt. Immer frische Luft, hinzu kommt die eigene Ernte von Gurken, Tomaten und Äpfeln – die Besucher der Feierstunde waren natürlich allesamt überzeugt von der Kleingarten-Idee. Zwischen den Programmpunkten wurden viele Anekdoten ausgetauscht. „Meine Kinder sollten damals nicht auf der Straße oder dem Bürgersteig spielen”, erzählte Ulrich Heymons. Seit 1972 besitzt der Kleingärtner – und mittlerweile auch Vereinsvorsitzende – eine „kleine, grüne Oase” im Sterkrader Verein 1916 – dem ältesten in Oberhausen. Beide Töchter lernten im elterlichen Kleingarten erst laufen, später Rad fahren. „Das machen heute die Enkelkinder. Und es geht wieder von vorne los mit dem Sandkasten.”