Oberhausen. Auf den Oberhausener Trödelmärkten findet man alte Schätze nur noch selten. Stattdessen: Elektrogeräte direkt aus der Fabrik. Einzelhändler kritisieren den überbordenden Neuwaren-Anteil. Sie berichten von Umsatzeinbußen wegen der ungleichen Konkurrenz. Hoffnung macht aber ein neuer Gesetzesentwurf.

Originalverpackte Kaffeemaschinen statt Omas alter Schreibmaschine, fabrikneue Jeans statt Schlaghosen aus den 70ern: Bei den Oberhausener Einzelhändlern wächst der Unmut über das überbordende Neuwaren-Angebot auf den Trödelmärkten. Die lokalen Geschäftsleute berichten von Umsatzeinbußen durch die vermeintlich unfaire Konkurrenz und fordern die Politik zum entschiedenen Handeln auf.

„Viele der so genannten Trödelmärkte sind reiner Etikettenschwindel und haben ihren ursprünglichen Charakter ganz verloren“, schimpft Marc Heistermann, Geschäftsführer vom zuständigen Einzelhandelsverband Ruhr. Vereinzelt habe er schon auf Märkten einen Neuwaren-Anteil von bis zu 90 Prozent beobachtet. „Natürlich fehlt dann den lokalen Einzelhändlern dieser Umsatz und auch Steuereinnahmen gehen verloren.“

Keine gesetzlichen Beschränkungen für Neuwaren-Anteil

Laut Oberhausener Stadtverwaltung gibt es aktuell jedoch keine gesetzlichen Beschränkungen für den Neuwaren-Anteil. Daher werde auf den drei monatlich stattfindenden Märkten am Bero-Zentrum, am Sterkrader Tor und am Revierpark Vonderort auch nicht dahingehend kontrolliert. „Das muss sich ändern. Wir fordern offiziell die Reduzierung auf ein Viertel Neuwaren-Anteil“, sagt Robbie Schlagböhmer, erster Vorsitzender der Sterkrader Interessengemeinschaft und fügt an: „Gerade bei den Elektro-Artikeln bin ich auch durchaus skeptisch, ob die wirklich immer über legale Kanäle auf den Markt gelangen.“

Die nächsten Trödelmärkte in Oberhausen

Am 29. Mai findet der nächste Trödelmarkt am Revierpark Vonderort statt. Los geht’s um 11 Uhr. Ende ist um 18 Uhr.

Am gleichen Tag
zur selben Zeit öffnet auch der Trödelmarkt am Bero-Zentrum in Alt-Oberhausen seine Pforten.

Noch ein wenig
länger dauert es, bis der nächste Trödelmarkt am Sterkrader Tor beginnt. Am 1. Juni bauen dort die fliegenden Händler ihre Stände auf. Beginn ist ebenfalls um 11 Uhr. Der Markt endet jedoch schon eine Stunde früher – um 17 Uhr.

Neben dem hohen Neuwaren-Anteil bereitet den Kaufleuten aus dem Oberhausener Norden Bauchschmerzen, dass Trödelmärkte wie der am Sterkrader Tor jeden Monat einmal sonntags stattfinden dürfen. Sie hingegen müssen sich auf drei verkaufsoffene Sonntage im ganzen Jahr beschränken. „Wir fürchten uns nicht vor der Konkurrenz. Aber es muss einfach die gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen für alle geben“, fordert Schlagböhmer, der von seiner Kritik die nicht kommerziellen Trödelmärkte von Kirchengemeinden, Kindergärten oder Vereinen ausdrücklich ausnimmt.

Trödelmarkt mit höherwertigem Neuwaren-Sortiment

Noch differenzierter sieht City-Manager Franz-Josef Muckel die Problematik: „Die Trödelmärkte, die vier Mal im Jahr im Bereich der oberen Marktstraße stattfinden, sind für die lokalen Kaufleute keine Konkurrenz. Denn da werden fast ausschließlich Produkte aus dem unteren Preissegment angeboten.“ Bei einem Trödelmarkt mit einem höherwertigen Neuwaren-Sortiment könne die Sache aber schon anders aussehen. „In diesen Fällen kann ich schon nachvollziehen, dass die stationären Händler richtig sauer sind. “

Deren Hoffnung liegt nun vor allem auf einem neuen Gesetzesentwurf, der nach Informationen des Einzelhandelsverbands Ruhr derzeit im NRW-Wirtschaftsministerium entwickelt wird. „Die Politik hat die Missstände offenbar endlich erkannt. Das neue Gesetz wird dem ausufernden Neuwaren-Verkauf hoffentlich einen Riegel vorschieben und für Chancengleichheit sorgen“, so Marc Heistermann.