Oberhausen. . Tierische Umzüge stehen den meisten Gehegen links und rechts des Emscher-Altarms bevor: Als erste dürfen die Wellensittiche an die frische Luft; das Bauernhaus wird zum Zentrum des Streichelzoos und Ziesel machen für Besucher Männchen. Als „Highlight“ kommen Berberaffen von Gibraltar.

Die Wellensittiche entfliegen ihrem Bauernhaus in eine große Voliere; die eifrig buddelnden Nutrias bekommen zierliche Konkurrenz – und durch das bisher so stille Steinbock-Gehege toben bald die Berberaffen. Dem Kaisergarten steht eine tierische Umzugswelle bevor. Die städtische OGM investiert bis zum nächsten Frühjahr eine sechsstellige Summe ins Tiergehege.

Es wird Zeit, weiß OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt – nämlich ehe 2016 die nächste Stufe der Haushaltskonsolidierung greift. Doch die Arbeiten sind nicht etwa Bauen vor finanziellem Toresschluss. Dr. Anette Perrey als Leiterin des Tiergeheges habe „klare Anforderungen formuliert“, wie Schmidt betont. Rund um die Windungen des einzigen erhaltenen Emscher-Altarms – und daher im Landschaftsschutzgebiet – sollen die „Arbeiten im Bestand“ das Tiergehege für die Besucher noch spannender machen und den Tieren bessere Lebensbedingungen bieten.

Das neue Entree mit dem Shop und der schmucken Naturerlebnisschule war also nur der Startschuss für viele Neuerungen. Eins aber bleibt: Die Weide für die Schafe und Ziegen „wird von den Besuchern geliebt“, weiß Anette Perrey. Das weiße Osterlamm, ein sechs Tage junges Bentheimer Landschaf, hat sich vor dem lautstarken Andrang etwas verschüchtert zurückgezogen. „Das Oberhausener Kind wird im Kaisergarten groß“, ist ein Merksatz der promovierten Ethologin, also Verhaltensforscherin.

Direkter Kurs zu den Waschbären

Die Kinder dürfen bald auch in ein dann begehbares Vogelhaus stürmen. Aus dem Hühner- und Enten-Domizil wird die neue Wellensittich-Anlage: Terrakotta statt Holz. Ihr altes Zuhause, der rote Bauernhof, soll zum Mittelpunkt des Streichelzoos avancieren. Die Stadtkinder sollen lernen, juxt Hartmut Schmidt: „Es gibt nicht nur lila Kühe.“ Ein tiefschwarzes Exemplar mit respekteinflößenden Hörnern reibt sich entspannt am Zaun. „Kulturgut“ nennt Anette Perrey die alten Haustierrassen.

Von dort geht’s in Zukunft direkt zu den Waschbären – und zwar über eine neue Brücke. Dr. Perrey möchte mit einem Rundkurs ohne Abschweifungen alle Gehege erschließen – dazu braucht’s den Brückenschlag, der im Sommer erfolgen soll.

Der Weg wird in einem bisher stillen Winkel eine neue Anlage erschließen: „Jeder Zoo hat Erdmännchen“, sagt Anette Perrey. Dabei gab es früher auch hierzulande Tiere mit einem ganz ähnlichen Lebensstil wie die Exoten aus Südafrika: Auch die Ziesel halten gerne aufrecht stehend Ausguck über ihren Bauten. Die Zoologin ist sich sicher, dass die kleinen Nager aus der Hörnchenfamilie zum Fan-Magneten avancieren werden. Türkische Kinder kennen den Winterschläfer: „Die Türkei ist unterbuddelt von Zieseln.“

„Es wird ein Highlight werden“, verspricht die Leiterin des Tiergeheges. Die scheuen Steinböcke verlassen Oberhausen, dafür rücken sechs oder sieben Einwanderer von einem ferneren Felsen an: Gibraltar ist der europäische Vorposten der marokkanischen Berberaffen (Magots) – und Europas Tierwelt will der Kaisergarten ja vorstellen.

Schutz vor dem Fuchs

„Besucher können das Gehege außen passieren“, erklärt Anette Perrey, „oder durch den Affenwald gehen“. Ein stabiler, hoher Zaun mit guter Elektroanlage ist die Voraussetzung, damit die findigen Berberaffen nicht ausbrechen.

Das alte Adlergehege ist längst verlassen – dafür dürfen die Gebrüder Luchs ihr Revier vergrößern. Nichts soll mehr an beengte Zwinger und Gräben von Tiergehegen alter Schule erinnern: Zu Nutrias und Wildschweinen blickt der Besucher noch hinab. Auch das wird sich ändern. „Aug in Aug“, wie Anette Perrey sagt. Der schon 20-jährige Eber und seine Sauen erhalten ein höheres Terrain.

Weil auch Füchse durchs Tiergehege stromern, gibt’s für die Störche einen sicheren Nachtstall. Weniger räuberische „Einwanderer“ sind hier willkommener: Fledermauskästen hängen in den hohen Bäumen. Für Bienen entsteht nahe dem Ausgang zur „Slinky Springs“-Brücke ein Schaugarten mit Blumen und Kräutern, wie sie Insekten schätzen.

Und schließlich werden überall am neuen Rundweg auch neue Schilder aufgestellt: „Früher schrieb man viel zu wissenschaftlich“, weiß die Verhaltensforscherin. Und die Neugier ist groß – das beweist schon die Nachfrage nach weit über 200 Führungen pro Jahr. OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt verspricht: Wenn das neue Tiergarten-Konzept ausformuliert ist, „dann wollen wir auch die eine oder andere Stelle neu schaffen“. Nicht nur, um den Irrglauben von den lila Kühen aufzuklären.