Ein Blick in den Jahresbericht der Telefonseelsorge ist ein Blick auf den Zustand der Gesellschaft. Zwischen August 2012 bis Juli 2013 registrierte die Telefonseelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen über 20 000 Anrufe. Inzwischen nutzen mehr als 70 Prozent der Anrufer ein Mobilfunknetz. Die Zahl der Anrufer, die alleine leben, wächst. Einsamkeit, psychische Krankheit, Niedergeschlagenheit sind zentrale Themen. Nur in drei Prozent der Gespräche geht es um freudige Erlebnisse.

Wie einsam sie sind, merken viele besonders, wenn ihnen etwas Schönes begegnet und niemand da ist, dem sie es erzählen können. „Solche Anrufe bekommen wir vor allem von Menschen, die sich regelmäßig melden. Für die sind wir ein Stück Außenwelt“, sagt der Leiter der Telefonseelsorge, Olaf Meier. Zwei Drittel der Anrufe kommen von Frauen. Meier vermutet, dass Frauen Gespräche über Probleme eher als sinnvoll betrachten. Männer scheinen sich schwer damit zu tun, auszusprechen, was sie bewegt.

Die Nutzer der Mail-Seelsorge sind im Schnitt jünger als die Anrufer. Das hat auch Einfluss auf die Themen der Mails. Beziehung, Ehe und Partnerschaft stehen hier an erster Stelle. Aber auch psychische Krankheiten und Depressionen werden häufig erwähnt. Die Telefonseelsorge und die angeschlossene Krisenbegleitung, leisten damit einen wichtigen Beitrag zur gemeindenahen psychosozialen Versorgung. Therapieangebote sind in vielen Ruhrgebietsstädten rar, die Wartezeiten für Betroffene quälend lang.