Oberhausen. Laut der AOK Rheinland/Hamburg sterben Oberhausener deutlich früher, als beispielsweise Bürger in Bonn. Warum das so ist, weiß niemand. Fakt ist jedoch: Kaum ein Oberhausender geht zu Vorsorgeuntersuchungen, um Krankheiten früh zu erkennen. Vor allem bei den Männern scheint es an Mut zu fehlen.

Bonner müsste man sein: Die Bürger der Ex-Hauptstadt leben im Schnitt drei Jahre länger als die Oberhausener. Das gilt für Männer wie für Frauen.

Eklatante Unterschiede zeigen sich ebenso beim Vergleich der Todesursachen: In Oberhausen sterben im Verhältnis deutlich mehr Menschen an Herzinfarkt, Lungen- oder Brustkrebs als im NRW-Schnitt. Dies geht aus der Analyse hervor, die die AOK Rheinland/Hamburg aufgrund von Daten des Landeszentrums Gesundheit erstellt hat.

„Männer sind Angsthasen“

„Eine wissenschaftlich fundierte Begründung für diese Entwicklung kennen wir nicht“ sagt der Oberhausener AOK-Regionalleiter Hans-Werner Stratmann. Dass die Lebenserwartung in den Landkreisen höher sei als in Großstädten könne ein Hinweis darauf sein, dass Hektik und Stress in Ballungsräumen höher und die Lebensrisiken größer seien als auf dem Land. Umso wichtiger sei es für jeden, etwas für seine Gesundheit zu tun.

Doch genau hier hapert es. Bei Untersuchungen zur frühen Erkennung schwerer Krankheiten und bei der Vorsorge schneiden Oberhausener bei mehreren Parametern schlecht ab.

Erschütternd sei, dass nur jeder sechste Oberhausener Mann zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung gehe, meint Stratmann. 2008 sah es sogar noch schlechter aus: Damals unterzog sich nur jeder Zehnte hier dieser Vorsorge. „Männer sind Angsthasen, sie haben Angst vor der Untersuchung und dem Ergebnis. Zudem glauben Männer, sie seien aus Stahl.“

Früherkennung und Vorsorge

Demgegenüber nutze fast jede zweite Oberhausenerin die Früherkennungsuntersuchung. Doch es gibt auch hier noch Verbesserungsbedarf. Stratmann: „Obwohl wir Brustkrebszentren haben, lassen sich lediglich 60 Prozent aller erkrankten Frauen in so einem Zentrum behandeln.“ Der Landesschnitt betrage 80 Prozent. Die Daten beruhen auf eigenen AOK-Erhebungen.

Stratmann setzt daher auf Information, und die soll möglichst früh beginnen: „Wir engagieren uns in Kindergärten, Schulen – und das in allen Stadtteilen.“ Ganz wichtig sei es auch, junge Menschen zu überzeugen, denn: Die Vorsorgeuntersuchung J 1 – sie richtet sich an Zwölf- bis 14-Jährige – wird nur von 54 Prozent genutzt. Sie gibt Aufschluss über den Gesundheits- und Entwicklungsstand eines Kindes.

Auch wenn Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind, für Stratmann steht ebenso fest: „Der eigene Lebensstil bleibt entscheidend für ein gesundes Älterwerden.“