Oberhausen. Schauspieler Michael Witte präsentierte das erste Suppenkonzert im Malersaal des Oberhausener Theaters. Ein hervorragendes Damentrio sorgte mit Violine, Geige und Cello für wohlklingende kammermusikalische Begleitung. Im Dialog mit Handpuppe Mo kam Anzüglich-Vergnügliches aufs Tapet. Gelungener Abend

Gewagt und gewonnen: Mit langem Applaus bedankte sich das Publikum im fast ausverkauften Malersaal des Theaters bei Wolfgang Amadeus Michael Witte und dem Damentrio für fast zwei Stunden kernig-deftige und zuweilen höchst anzügliche Unterhaltungskunst gepaart mit vielen wohlklingenden Werken aus dem Köchelverzeichnis. „Sauschwanz“, das erste Suppenkonzert, präsentierte den Punk im jungen Mozart.

„Versaute Texte“, die Mozart für seine Cousine verfasste, standen im Mittelpunkt des Programms. Zu Beginn gleich eine Überraschung: Michael Witte als Amadeus hatte sich Verstärkung mitgebracht, Mo, eine Handpuppe, die ihn mit flotten Sprüchen durch die Vorstellung begleitete und zum Auftakt auf einem ebenfalls auf der Hand geführten Stoffklavier eine Kostprobe ihres Könnens gab: Von den Damen hinter dem noch geschlossenen Vorhang auf den Instrumenten gezupft, erklang das Andante in C-Dur, Mozarts erstes Werk für Klavier aus dem Notenbuch für Nannerl.

Handpuppe Mo als Verstärkung

Dann hieß es „Vorhang auf und ran an die Sauereien!“ Auf den Deckel des geöffneten weißen Klos projiziert, erschien das Konterfei vom Baesle, „das sicher nicht nur deine sprachschöpferischen Fähigkeiten beflügelte“, wie Witte zu Mo meinte. Sicher nicht. Doch was Mozart da alles zu Papier brachte, um sich „vom Zwang des Schaffens zu befreien“, sind tatsächlich „Sauereien mit Gedanken und Worten“, wie er es selbst formulierte und hinzufügte: „Und ich bekenne, dass ich Freude daran hatte.“

Freude hatte sichtlich auch Witte, die Texte vorzutragen, die in ihrer Verrücktheit erst richtig zur Wirkung kommen, wenn sie Fahrt aufnehmen in der Zitier-Geschwindigkeit. Der Anfang 20-jährige Mozart wagte eine Menge, sogar den Vater darum zu bitten, mit zwei jungen Mädeln nach Italien reisen zu dürfen. Doch dieser Wunsch hätte, wie er schrieb, den alten Leopold „beinah um den Verstand gebracht“. Ja, die Vorstellung war durchaus auch eine kleine Lektion über Mozarts Jugendleben.

Mozart trieb derben Schabernack

Witte ergänzte seine Mischung aus Lesung, Dialog mit Mo mit Informationen zum Verständnis für das junge Genie, dem letztlich nicht erspart blieb, in das von ihm so gehasste Salzburg zurückzukehren. Am Ende gab Witte allen die (Mozart)Kugel und wie versprochen leckere Suppe.

In den berühmten „Baesle-Briefen“ an seine Cousine Maria Anna Thelka trieb Mozart ausgelassenen und derben Schabernack. Der kammermusikalische Abend rund um „versaute Texte“ dieser Korrespondenz war das erste „Suppenkonzert“ im Theater. Michael Witte möchte das Format fortsetzen.