Der Sterkrader Autor Gert Immich blickt auf die Abgründe des Menschen. Sein liebster Stil: kurz, präzise und mit einer Prise Schwarzen Humors

Gert Immich schweift nicht gerne ab. Und das gilt besonders fürs Schreiben, wie der Autor aus dem Oberhausener Ortsteil Walsumermark mit seinem neuen Erzählband „Der Molière Test“ unter Beweis stellt: 14 Kurzgeschichten umfasst der neue rund 140 Seiten starke Band des pensionierten Gymnasiallehrers, der zuletzt im Jahr 2010 Anhängern pointierter Erzählungen „Leckere Lesehäppchen“ serviert hat. Sein Neulingswerk mit Zeichnungen des Wahl-Oberhausener Künstlers Robert Bosshard erscheint nun im Selbstverlag.

Nach seinen zuletzt parodistischen „Lesehäppchen“ aus dem Ruhrgebiet sind es diesmal kriminalistische Texte, auf die sich Immich konzentriert. Ängste und Misstrauen, Schuld und Rache sind wiederkehrende Elemente in seinen 14 Kurzgeschichten. Mal greift ein Baron im Streit mit ungeduldigen Erben und gierigen Beratern zu eher unkonventionellen Methoden. Mal ist es ein vermeintlich unantastbarer Lehrer, der sich nach so manchem gebrochenen Schülerinnenherz besonders clever gibt.

Schwarzer Humor

Kurzweilig, gespickt mit schwarzem Humor sind die 14 Geschichten geschrieben, mit denen sich Immich in der Nachfolge des britischen Autors Roald Dahl versteht. Wie schon Dahl („Charlie und die Schokoladenfabrik“) gibt auch Immich seinen Erzählungen kurz vor Schluss noch eine überraschende Wendung. Verhehlen kann der Oberhausener dabei seinen eigenen Gerechtigkeitssinn aber nicht – Täter werden bei ihm oft mit ihren eigenen Waffen geschlagen.

„Mich hat die Frage interessiert, wie ein Mensch schuldig wird und wie ein Leser dennoch Sympathie für einen Täter entwickeln kann“, sagt der Autor. Einen regelrechten Kriminalroman schreiben wollte er aber nicht – zu viel Beiwerk. „Kurzgeschichten sind präziser in ihrem Erzählstil, sie sind dichter geschrieben und verzichten auf große Beschreibungen.“ Das habe er beim Sammeln und Schreiben seiner Geschichten seit 2010 selbst noch einmal bemerkt: „Meine Frau hat als Germanistin das Lektorat übernommen und noch einmal kräftig gekürzt.“

Als pensionierter Englischlehrer, ehemals tätig am Sophie-Scholl-Gymnasium in Sterkrade, habe er früh eine Leidenschaft für kurze Geschichten entdeckt, sagt Immich. „Short Storys“ sind im englischsprachigen Raum deutlich verbreiteter als etwa in Deutschland.

Kurz eintauchen

Immich findet das bedauerlich: „Ein Band mit Kurzgeschichten hat etwas Beständiges“, sagt er. „Man greift es in einem Moment auf, taucht für eine kurze Zeit in eine Geschichte ein, und kann es dann bis zum nächsten Mal einfach wieder zur Seite legen.“