Regelrecht geschockt sei sie gewesen, sagt die Sterkraderin beim Lesercafé dieser Zeitung, als sie von den geplanten bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwänden hörte, die die Deutsche Bahn entlang der künftigen Hochleistungs-Güterbahnstrecke „Betuwe“ durch Sterkrade bauen will. Sieben Kilometer ist der Sterkrader Betuwe-Abschnitt lang, an dem Wände aus Aluminium das Stadtbild massiv verändern werden.

„Ich sehe die Notwendigkeit, Anwohner vor dem Bahnlärm zu schützen“, sagte die Frau. „Aber kann man diese Wände nicht wenigstens schöner gestalten?“

Mehrkosten bei nur 5 Prozent

Kann man. Das zeigt ein Konzept, das das Architekturbüro „A - Konzept 21 Tilman Stolte“ im Auftrag des Rathauses erstellt hat. Darin plädieren die Experten für eine Mischung aus Betonwänden in Ziegelsteinoptik, breiten Sichtfenstern etwa an Bahnübergängen und Rankpflanzen in Wohngegenden.

Die Vorschläge trafen auf eine breite politische Zustimmung: Nach vielen Detailfragen beschlossen in dieser Woche einstimmig SPD, CDU, Grüne, FDP und Linke im Planungsausschuss das vorgestellte Gestaltungskonzept. Doch, war FDP-Kreisvorsitzende Regina Boos skeptisch, werde die Bahn die Vorschläge der Stadt auch annehmen?

Die Mehrkosten, meinte Tilman Stolte von „A-Konzept“ zuversichtlich, lägen lediglich bei 5 Prozent. Auch müsse die Bahn ihre derzeitige Lärmberechnung nicht erneuern, wenn sie die vorgeschlagene Gestaltung akzeptiere: Die vorgeschlagenen Betonwände schlucken mehr Schall als Aluminiumwände.

Dadurch sei es möglich, in die Betonwände weniger stark schützende Sichtfenster einzubauen – der Unterschied hebe sich auf. Habe dies denn Einfluss auf die Höhe der Schallschutzwände, wollte Karl-Heinz Emmerich, der planungspolitische Sprecher der SPD, wissen. Stolte verneinte das. „Aber die Betonwände haben eine längere Lebenszeit als Aluminiumwände.“

Denis Osmann, planungspolitischer Sprecher der CDU, mahnte die Verwaltung, Anwohner am Gestaltungskonzept zu beteiligen. „Das würde die Akzeptanz erhöhen.“ Sobald die Bahn das Konzept der Stadt angenommen habe, werde die Stadtverwaltung mit den Anwohnern sprechen, sagte Sabine Lauxen, Umweltdezernentin der Stadt Oberhausen.

Ihr gab Regina Wittmann, Grünen-Fraktionssprecherin, noch auf den Weg, sich gegen die Pläne zur neuen Fußgängerunterführung am Sterkrader Bahnhof zu wehren. Der neue Tunnel soll nur wenige Meter neben dem jetzigen gebaut werden, mit rechtwinkligen Eingängen. Ein Angst-Raum. „Wir sehen das äußert kritisch“, so Wittmann.