Oberhausen. . Jetzt leitet die Essener Polizei die Ermittlungen in Sachen Rocker fürs gesamte Ruhrgebiet. Den Auftrag dazu hat das Innenministerium erteilt. Die Oberhausener Fälle sind noch unaufgeklärt. Großeinsätze gegen Bandidos und Hells Angels sind in Vorbereitung.
Die Sicherheitsbehörden schlagen als Reaktion auf den Rockerkrieg an Rhein und Ruhr einen Sonderweg ein: Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat das Essener Polizeipräsidium damit beauftragt, die Ermittlungen aller Fälle an Rhein und Ruhr fortan zu leiten und zu koordinieren – auch im Fall des ermordeten Duisburger Hells Angels Kai M. (33).
„Besondere Aufbauorganisation“ (BAO) nennt die Polizei eine solche Stabsstelle, „die bei besonderen Lagen Informationen aus anderen Einsatzabschnitten bündelt und das Vorgehen koordiniert“, erklärt Wolfgang Beus, Sprecher des Innenministeriums. Zu den räumlichen „Einsatzabschnitten“ des Essener Stabes zählen so auf Dauer nun beispielsweise auch Duisburg, Oberhausen und der Niederrhein.
Verdeckte Ermittler tätig
Dass (verdeckte) Ermittler und deren Chefs an einen Einsatzleiter an der Essener Büscherstraße berichten, wirft auch ein Licht auf den Stand der Ermittlungen: Die Experten in Landeskriminalamt (LKA), Ministerium und den Präsidien sehen Zusammenhänge zwischen mehreren Gewalttaten in der von Verteilungskämpfen und Überläufern aufgewühlten Szene.
Unaufgeklärt sind auch die beiden jüngsten bekannt gewordenen Verbrechen im Konflikt zwischen den verfeindeten Bandidos und Hells Angels: In Oberhausen wurde am 10. November ein Bandido (25) angeschossen und lebensgefährlich verletzt – eine Essener Mordkommission bearbeitet den Fall seither.
Deren Kollegen in Duisburg versuchen seit dem 4. Februar aufzuklären, wer den Hells-Angels-Rocker Kai M. (33) tötete, dessen Arm postmortal abtrennte und in den Rhein warf. Die Leiche wurde bislang nicht gefunden. Ein Spezialeinsatzkommando hatte einen Verdächtigen in Mülheim festgenommen und wieder gehen lassen müssen. Kai M. wollte wohl von den Höllenengeln zu den Banditen überlaufen.
Die BAO habe ihre Arbeit als Revier-Zentrale zur Bekämpfung krimineller Rockerclubs „mit großem Personalaufwand aufgenommen“, erklärt Peter Elke, Sprecher der Polizei Essen/Mülheim. „Dazu werden auch Experten der anderen Präsidien einbezogen.“ Die eilen oft persönlich ins Präsidium, um sensible Nachrichten nicht telefonisch oder schriftlich übermitteln zu müssen. Den Austausch zwischen den Behörden habe es zwar schon gegeben, so Elke, „wir hoffen aber, dass wir noch schneller und effizienter kommunizieren.“
Dass nicht das Präsidium in der „Rocker-Hauptstadt“ Duisburg die Koordination übernimmt, erklärt Wolfgang Beus aus dem Innenministerium mit den organisatorischen Rahmenbedingungen: Das Essener Präsidium ist eine von sechs Hauptstellen in NRW, in denen ständige Stäbe eingerichtet sind: „Die können Großeinsätze ganz anders vorbereiten.“ Denn auch bei Razzien und Kontrollen führt Essen jetzt zwischen Krefeld und Essen Regie. Zudem, so Beus, sei die Polizei Essen von den Behörden in der Region jene, die „personell am ehesten in der Lage ist, diese Aufgabe zu stemmen.“
Die Polizei Essen/Mülheim war zuletzt vor allem mit Revierkämpfen der Banden in Mülheim beschäftigt. Essen blieb bislang von Revierkämpfen wie in den Rotlichtvierteln von Duisburg und Oberhausen verschont. Hier aber macht dem „Bandidos Motorcycle Club“ und dessen Unterstützerclubs auch keine andere Vereinigung Konkurrenz.