Montagabend, 18.30 Uhr: Auf der Otto-Dibelius-Straße stehen ein halbes Dutzend Wagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und lassen ihre Blaulichter in den Abend blinken: Junge Männer springen in leuchtenden ASB-Jacken aus den Wagen und rennen auf den Schulhof des Elsa-Brändström-Gymnasiums.
Die erste Übung des ASB mit der Schule in der Oberhausener City läuft. Das Szenario: Eine Explosion im Unterstufen-Gebäude mit Stromausfall, das Elsa schickt einen simulierten Notruf an den ASB.
Tobias Metzelaers, Einsatzleiter bei dieser Übung, lässt 33 seiner Leute ausrücken. „Das Wichtigste jetzt ist, dass die Zelte draußen so schnell wie möglich aufgebaut werden, damit die Verletzten zügig versorgt werden können. Manchmal nutzen wir für die Unterbringung der Patienten auch Turnhallen“, erläutert der stellv. Einsatzleiter Sven Makurat.
Als Erstes schauen sich die ASB-Helfer die Lage im Gebäude an, um zu prüfen, wo Gefahren durch Rauchentwicklung drohen, wo man Verletzte schnell behandeln und herausholen kann. „Der Grundsatz bei uns ist, wir gehen niemals zuerst dahin, wo Leute schreien“, sagt Metzelaers. Denn wenn Opfer schreien, wissen die Helfer, dass sie noch genug Kraft haben, um später versorgt zu werden. Da wo es aber still ist, geht es womöglich um Minuten: Da könnten Leute bewusstlos liegen, die sofort mit Sauerstoff versorgt werden müssen.
In der Übung müssen sich Schulsanitäter und ASB-Freiwillige nun der heikelsten Aufgabe stellen: Sie gehen durchs Gebäude und teilen die Verletzten nach Schwere ihres Gesundheitszustands ein, weil sich Katastrophenhelfer in akuten Lagen nicht sofort um jeden kümmern können: Eine kleine farbige Karte wird auf jeden Verletzten gelegt – sie zeigt den Rettern an, bei wem es sich noch lohnt, ärztlich einzuschreiten und bei wem nicht. Und wer dringend sofort versorgt werden muss. Wer eine blaue Karte erhält, ist nach Einschätzung der Helfer dem Tod geweiht. Rot ist schwer verletzt, Gelb ist mittelschwer verletzt und grün ist nur leicht verletzt.
„Je schwerer die Verletzung ist, desto eher wird der Patient auch nach draußen gebracht – ins Sanitätszelt oder in die Patientenaufnahme“, erläutert Metzelaers. „Nach der Erstversorgung fährt der ASB die Verletzten so schnell wie möglich ins Krankenhaus.“