Oberhausen. . Eine Verfügung der Bezirksregierung Düsseldorf erhöht auch in Oberhausen den Druck, Blindgänger unverzüglich zu entschärfen. Das kann Evakuierungen innerhalb weniger Stunden nach einem Bombenfund bedeuten – mit Evakuierungen notfalls auch nachts. „Feuerwehr und Polizei verfügen über Lautsprecherfahrzeuge“, heißt es von der Stadtverwaltung.

Eine aktuelle Verfügung der Bezirksregierung Düsseldorf erhöht auch in Oberhausen ganz massiv den Druck, Blindgänger aus Weltkriegszeiten möglichst schnell zu entschärfen. Eine Folge könnte sein, dass Anwohner bei künftigen Bombenfunden noch am selben Tag binnen Stunden aus der Gefahrenzone gebracht werden müssen – selbst nachts.

Erst am 15. Januar hat die Düsseldorfer Behörde ihre Verfügung an die Kommunen versandt, und schon zeigt sie Wirkung: Eine am Donnerstag in der Kölner Innenstadt entdeckte 500-Kilo-Bombe wurde noch in der Nacht zu Freitag kontrolliert gesprengt, eine am selben Tag in Neuss gefundene Bombe dieser Größe wurde ebenfalls noch bei Nacht entschärft. Tausende Anwohner mussten ihre Häuser räumen.

Warnung über Lautsprecher

Auch Horst Ohletz, Chef des Bereichs Öffentliche Ordnung der Stadt, kennt das Schreiben, in dem die Bezirksregierung eine „unverzügliche Entschärfung“ von Bomben fordert. Hatte er bislang zwei bis drei Tage Zeit, alle notwendigen Maßnahmen zu organisieren, so könne es jetzt passieren, dass ein Blindgänger binnen Stunden entschärft werden müsse. „Das Tempo gibt der Kampfmittelräumer vor.“

Acht auf einen Streich

Bei einem Bombenfund komme sofort eine ganze „Maschinerie“ in Gang, sagt Horst Ohletz, in die zum Beispiel Polizei, Feuerwehr und Stoag eingebunden werden.

Die Sicherheitsmaßnahmen betreffen in Oberhausen, das zu Kriegszeiten aufgrund etwa der Lage des heutigen Oxea-Werks Ruhrchemie Ziel der alliierten Bomber war, immer wieder auch Autobahnteilstücke oder die Bahnverbindung Duisburg-Emmerich.

Beim letzten großen Einsatz entschärfte der Kampfmittelbeseitigungsdienst im November in Holten gleich acht Bomben auf einen Streich.

Wenn keine Zeit mehr ist, Anwohner mit einigem Vorlauf über die Tageszeitung zu informieren, gibt es neben den üblichen Hauswurfsendungen auch andere Möglichkeiten, die Bürger zu warnen: „Feuerwehr und Polizei verfügen über Lautsprecherfahrzeuge.“

In Oberhausen zog die Zahl der Bombenfunde zuletzt deutlich an: Fünf bis sieben nicht detonierte Weltkriegsbomben werden in „normalen“ Jahren gefunden. Angesichts des fortschreitenden Emscherumbaus und durch den Bau eines neuen Pumpwerks zwischen Holten und Biefang wurden zuletzt aber deutlich mehr Blindgänger lokalisiert: Ungefähr 20 waren es laut Ohletz 2013.

Experten erwarten, dass auch in diesem Jahr viele Bomben gefunden werden. Denn in diesen Tagen beginnt die Emschergenossenschaft mit dem Bau des großen Abwasserkanals unter dem Stadtgebiet. Der Bauabschnitt 40 zieht sich über zehn Kilometer Länge, von der Stadtgrenze Bottrop bis östlich des Holtener Feldes.

„Eine erhebliche Gefahr“

Die Bezirksregierung schränkt den zeitlichen Spielraum der Kommunen nun deutlich ein: „Die Verfügung soll dem Eindruck, dass von Bomben mit konventionellen Aufschlagzündern keine unmittelbare Gefahr ausgeht, entgegenwirken“, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Sie „stellt klar, dass von allen Fliegerbomben – unabhängig vom jeweiligen Zünder – eine erhebliche Gefahr ausgeht“. Insofern komme „nur in gravierenden Ausnahmefällen“ – etwa bei zeitaufwendigen Evakuierungen von Krankenhäusern oder Pflegeheimen – eine Verschiebung der Entschärfung in Betracht.

Ein Hintergrund für die klare Ansage: In der Vergangenheit habe es vereinzelt Schwierigkeiten gegeben, den Termin für eine Entschärfung abzustimmen. Düsseldorf duldet aber keinen Schlendrian: Egal ob Säure- oder Aufschlagzünder – auch was teils 70 Jahre im Boden schlummerte, muss sofort weg.