Gibt es sie etwa doch, die „Verbrechervisage“? Die zwölf Polizeibeamten plus der Pressesprecher der Polizei in Oberhausen, die gestern an der Mülheimer Straße/Ecke Landwehr am internationalen Großeinsatz „Mobile Täter im Visier“ teilnahmen, würden allesamt verneinen. Viel zu groß wäre die Gefahr des Diskriminierungs-Vorwurfs. Doch wer mehrere Stunden den Beamten bei der Arbeit zugesehen hat, hat keine Zweifel mehr: Einen Kriminellen kann man offenbar an seinem Aussehen erkennen – und an seinem Auto.
Verdächtige Ausweispapiere
Der Mann in der gelben Warnweste winkt mit der Kelle, der BMW-Fahrer muss in die Kurve abfahren, die auch die Straßenbahn der Linie 112 jedes Mal nimmt, bevor sie ihren Weg nach Mülheim fortsetzt. Was ihn verdächtig gemacht hat? Sein Nummernschild, ein Ausfuhrkennzeichen. Aber ganz bestimmt auch: dass er jung ist, männlich und ziemlich, tja, wie will man das jetzt sagen, nicht-deutsch aussieht. Was unsinnig ist, da ja bekanntlich viele Menschen Deutsche sind und trotzdem schwarze Haare haben, Hakennasen, Locken, krauses Haar oder dunkle Haut. Man versteht das Dilemma, indem die Polizisten stecken, wenn sie mit uns Medienmenschen reden.
Und so windet sich auch Pressesprecher Axel Deitermann bei der Antwort auf die Frage, wer denn nun hier im Visier ist bei dieser großangelegten Aktion mit 2400 Beamten, bei der es nicht um Geschwindigkeitsmessung geht, sondern darum, Diebe, Einbrecher und andere „mobile“ Verbrecher auf ihrer „Tour“ von Stadt zu Stadt abzupassen. „Fahrzeuge mit verdächtigen Kennzeichen“, sagt er, „ältere Kleinwagen, in denen sich womöglich noch mehrere Personen befinden, Anfang 20 bis Mitte 30, männlich.“
Auch Kastenwagen und Transporter finden besondere Berücksichtigung. Bei Verdacht wird im Kofferraum gewühlt. „Wir suchen Tatwerkzeuge“, sagt Deitermann. Was genau das alles sein kann, will er nicht verraten, nennt dann aber doch zwei Beispiele: einen großen Schraubendreher oder den sogenannten Kuhfuß. „Wenn jemand das dabei hat, ohne dass er Handwerker ist, und dann noch keine Papiere hat und dann mehrere Leute im Auto sitzen, dann noch Rucksäcke dabei haben, darin noch Schmuck...“, hier bricht er ab, er weiß, dass das unwahrscheinlich ist.
Mehr als hundert Verkehrspolizisten und Kripo-Beamte überprüften an wichtigen Einfallstraßen und Autobahnanbindungen verdächtige Fahrzeuge, um Hinweise auf begangene Straftaten zu finden. Was auffällt: In den meisten Fällen scheint es um ungültige Fahrzeug- und Aufenthaltspapiere zu gehen.
Wie bei diesem Paar mit drei Kindern. Mann und Frau haben ausländische Pässe des gleichen Landes. Doch ihre Papiere sehen irgendwie anders aus als seine. Polizeihauptkommissar Roland Klink, der gerade eine Fortbildung zum Thema gemacht hat, vermutet: Dokumentenfälschung. Die Frau muss aufs Revier, Mann und Kinder dürfen weiterfahren. Viele rumänische und albanische Ausweise werden heute im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen. Es ist kein Geheimnis, das es vor allem um ihre Landsleute geht. „Südosteuropäer“, nennt Deitermann sie vorsichtig. Für „Rumänen“ gab es Schelte, ebenso für „Roma“. Alles viel zu verallgemeinernd.
Letztlich werden es 263 Fahrzeuge und 400 Personen sein, die überprüft wurden. Zwei Festnahmen gibt es - wegen illegalen Aufenthalts.