Rechtsradikale Strukturen gibt es auch in Oberhausen. Im ersten „Grünen Salon“, einer Veranstaltungsreihe des Bildungswerkes der Heinrich-Böll-Stiftung Nordrhein-Westfalen, war die Gefahr rechtsextremistisch motivierter Gewalt deshalb Thema. Moderatorin Mona Neubaur wollte im Zentrum Altenberg von Derya Kurc vom Büro für Chancengleichheit wissen: „Erleben Sie in Oberhausen eine direkte Bedrohung durch Rechtsradikale?“ „Nein“, beruhigte Kurc. Aber es habe Schmierereien an Gebäuden gegeben. Kurc: „Betroffen waren muslimische und afrikanische Vereine.“

Diplompädagogin Kurc war Gast der Diskussionsveranstaltung, bei der Experten und Bürger sich austauschten. Kurc lobte Oberhausen: „Wir pflegen hier eine richtige Willkommenskultur. Zum Beispiel erhalten bei Eingliederungsfeiern Neubürger ihre Urkunde vom Oberbürgermeister, das empfinden die Menschen als Wertschätzung.“

Möglicherweise ist es ja diese Willkommenskultur, die es Rechtsextremisten schwer macht. Neubaur wies darauf hin, dass dennoch in der Stadt sowohl die NPD als auch „Pro NRW“ überdurchschnittlich hohe Wahlerfolge verzeichneten. Es gibt sie also, die extrem Rechten. Aber wie alt sind sie? Eine Zuhörerin interessierte, wie die Demografie bei NPD, Pro NRW und der Partei „Die Rechte“ aussieht. Eine Antwort wusste Jürgen Peters, der sich an der FH Düsseldorf um den Forschungsschwerpunkt Nationalsozialismus/Rechtsextremismus kümmert.

„’Die Rechte’ hat hauptsächlich jüngere Mitglieder, ‘Pro NRW’ ist nicht so ansprechend für Jüngere, und die NPD gibt gerne damit an, dass sie neben den Piraten die jüngste Partei ist.“ Tatsächlich seien früher nur Ältere in der NPD aktiv gewesen, jetzt jedoch viele Endzwanziger dort anzutreffen.

„Muss man sich eher um Jugendliche kümmern, die mit der rechten Szene in Kontakt kommen, oder um ältere Menschen?“, wollte eine Frau wissen. „Wir haben recht häufig mit Jugendlichen zu tun“, bestätigte Sebastian Goecke, Mitarbeiter der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus, Wuppertal. „Aber Jugendliche sind eine wenig relevante Zielgruppe. Sie schnuppern mal rein, lassen sich durch vernünftige Angebote jedoch wieder auffangen.“ Bei älteren Menschen dagegen hätten sich Meinungen stark verfestigt.

Auch Einzelpersonen fördern

Sabine Lauxen, Dezernentin der Stadt und als Gast vor Ort, wollte wissen: „Auf den Bildern von Veranstaltungen in der rechten Szene sieht man immer nur männliche Wesen. Wird immer noch das Ziel verfolgt, mehr Frauen zu gewinnen?“ „Ich habe das Gefühl, dass das wieder nachlässt“, sagte Peters. Er bezifferte den Frauenanteil auf bis zu 20 Prozent. Gleichwohl warnte Verena Schäffer, Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus der Grünen-Landtagsfraktion, Frauen in der rechten Szene zu verharmlosen. „Das halte ich für gefährlich.“ Stünden doch Frauen in ihrer Gewalttätigkeit und Ideologie den Männern in nichts nach. Clemens Heinrichs, Leiter des Bunkermuseums und der Gedenkhalle der Stadt Oberhausen, erinnerte an einen weiteren Aspekt „Die Frauen sind diejenigen, die die Kinder in die Welt setzen. Und diese Kinder wachsen dann im rechtsextremen Milieu auf.“

Eine Teilnehmerin bat die Politikerin Schäffer noch, auch einzelne Personen mit guten Ideen gegen Rechtsradikalismus zu fördern. „Das ist geplant“, erklärte Schäffer. „Das Konzept ist so gut wie fertig“, ergänzte Goecke.