Oberhausen. . Besonders viele Oberhausener fahren zum Einkaufen ins Centro – und immer mehr fahren in die Nachbarstädte, ergab das NRZ-Bürgerbarometer. Die gewachsenen Stadtteile Oberhausens verlieren dadurch weiter an Kundschaft. Sterkrade ist dabei der große Verlierer.
Das Einkaufszentrum Centro steht bei den Oberhausener Verbrauchern weiterhin sehr hoch im Kurs, während die gewachsenen Stadtteile teils massiv an Kunden verlieren. Statt in Alt-Oberhausen, Sterkrade oder Osterfeld Konsumartikel einzukaufen, wählen viele Bürger zunehmend andere Städte wie Mülheim, Essen, Dinslaken oder Bottrop für ihren Einkauf aus. Der große Verlierer dabei ist Sterkrade. Das ist das Ergebnis des aktuellen NRZ-Bürgerbarometers, einer wissenschaftlichen Studie von NRZ und Universität Duisburg-Essen.
„In welcher Stadt kaufen Sie – Lebensmittel für den täglichen Bedarf ausgenommen – am häufigsten ein?“, lautete die Frage beim Bürgerbarometer. Bei den Antworten landete das Centro mit 35 Prozent deutlich vorne. Weit abgeschlagen kommt Sterkrade mit 13 Prozent auf den zweiten Rang. In der Innenstadt von Alt-Oberhausen kaufen sechs Prozent der Befragten ein, weitere drei Prozent im Bero Zentrum, das sich zurzeit im Umbau befindet. Osterfeld lockt gerade einmal drei Prozent der Befragten.
Dramatische Verschiebungen der Gewohnheiten
„Insgesamt ein Drittel der Befragten kauft am häufigsten in den Stadtteilzentren ein“, sagt die Leiterin der Studie, Sabine Lauderbach, vom Lehrstuhl für Marketing & Handel der Universität Duisburg-Essen. Mit 35 Prozent sagen also mehr Befragte, dass sie am häufigsten im Centro einkaufen, als in den anderen Einkaufsorten Oberhausens zusammen (29 Prozent).
Im Vergleich zum NRZ-Bürgerbarometer aus dem Jahr 2011 gibt es dramatische Verschiebungen der Gewohnheiten: Während das Centro in seiner Beliebtheit noch um einen Prozentpunkt leicht zulegen konnte, verlieren alle drei gewachsenen Innenstädte Kunden aus Oberhausen. Besonders stark betroffen ist der Stadtteil Sterkrade: Gaben 2011 noch 31 Prozent der Befragten an, am häufigsten in Sterkrade ihren Bedarf an Waren außer Lebensmitteln zu decken, sackte dieser Anteil drastisch auf aktuell 13 Prozent. Demgegenüber schnellte die Zahl der Befragten, die ihre Einkäufe am liebsten jenseits der Oberhausener Stadtgrenzen machen, von zehn auf 30 Prozent nach oben.
Centro lockt Jugendliche, aber nur wenige Ältere
Das Centro ist besonders bei Jugendlichen beliebt, wie das NRZ-Bürgerbarometer bestätigt: „Am häufigsten kaufen die jüngsten Befragten bis 19 Jahren im Centro ein“, sagt Studienleiterin Sabine Lauderbach. Mehr als jeden Zweiten der 14- bis 19-Jährigen zieht es zum Einkauf am häufigsten in die Neue Mitte. Etwa 40 Prozent der 20- bis 29-Jährige kaufen am häufigsten im Centro ein, bei den Älteren sinkt der Anteil noch darunter. „Bei den Befragten über 60 Jahren tut dies nicht einmal jeder Dritte.“
Ein Meinungsbild der Bevölkerung
Das Bürgerbarometer ist eine Studie, die die NRZ gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Marketing & Handel der Universität Duisburg-Essen durchgeführt hat. Ziel ist es, ein möglichst genaues Meinungsbild aller Oberhausener Bürger zu zeichnen.
Dazu wurden in der Zeit vom 14. bis zum 27. Oktober 2013 insgesamt 400 Personen aus Oberhausen befragt.
Die Stichprobe entspricht in ihrer Struktur hinsichtlich der Merkmale Alter, Geschlecht und Stadtteilzugehörigkeit der Struktur der gesamten Oberhausener Bevölkerung. Sie spiegelt also die reale Verteilung der Bevölkerung über diese Merkmale wider.
„Die Befragten aus Osterfeld und Sterkrade kaufen häufiger im Centro ein als die Befragten aus dem Stadtteil Alt-Oberhausen“, sagt Lauderbach zudem. „In Sterkrade kaufen insbesondere die Befragten aus Osterfeld, aber auch die Sterkrader selbst.“ Rund ein Viertel der Befragten aus Alt-Oberhausen bleibt vor Ort, kauft also am häufigsten in der dortigen Innenstadt, im Bero Zentrum oder an anderer Stelle in ihrem Stadtteil ein. Die Nachbarstädte Dinslaken und Bottrop profitieren von Kunden aus Sterkrade beziehungsweise Osterfeld.
Druck wächst auch durch das Internet
Unter Druck steht der stationäre Einzelhandel dadurch, dass viele Verbraucher gar nicht erst vor die Tür wollen: Rund fünf Prozent der Befragten kaufen am häufigsten im Internet oder über eine Katalogbestellung. Mit acht Prozent besonders hoch ist in Sterkrade der Anteil der Besteller. Das Internet oder den Katalog nutzen besonders Befragte im Alter zwischen 40 und 59 Jahren für ihre Einkäufe.
Frauen und Männer gehen gleich gern ins Centro oder nach Sterkrade zum Bummeln, während Männer etwas öfter als Frauen in Alt-Oberhausen unterwegs sind. Weibliche Befragte nutzen dagegen etwas häufiger die Bestellung über das Internet oder einen Katalog.