Oberhausen. Etel Adnans Roman „Sitt Marie-Rose” wird im Malersaal des Oberhausener Theater aufgeführt. Der deutschen Produktion, in der sich alles um den Bürgerkrieg im Libanon Mitte der Siebziger Jahre dreht, wird eine große Ehre zuteil: Aus Beirut gibt es bereits Anfragen für mehrere Aufführungen.

Die Autorin Etel Adnan erzählt die wahre Geschichte einer libanesischen Christin, die im noch jungen Bürgerkrieg im Libanon Mitte der Siebziger Jahre palästinensische Flüchtlinge unterstützt. Die christlichen Milizen verhaften die Taubstummenlehrerin, Sitt Marie-Rose wird hingerichtet.

Etel Atnan zeigt die frühe Phase des Krieges, der vor allem auch in ihrer Heimatstadt, der Hauptstadt wütet, in Beirut, einst das Paris, die Schweiz des Nahen Ostens. Hier gibt es die reichen jungen Menschen, die gern zur Jagd gehen und darüber auch reden wollen, und eben den Krieg, die leidende Stadt, die von Bomben und Granaten verwüstet wird, in der Frauen vergewaltigt werden. Und es gibt im Stück den Chor der taubstummen Kinder, die schweigende Mehrheit, die wie das Volk überhaupt den Krieg eigentlich nicht will.

Erster Versuch scheitert vor zehn Jahren

Vor zehn Jahren schon gab es einen Versuch von Studenten an einer Beiruter Uni, den Text für die Bühne aufzuarbeiten, man scheiterte im Streit, jetzt findet der Roman in Deutschland, in Düsseldorf und Oberhausen, seinen Weg auf die Bühne. Die Zerstörung des Alten, erzählt Produktionsdramaturgin Hannah Schwegler, wird dargestellt mit 700 Kacheln, die auf der Bühne zerdeppert werden – zum Schutz sind sie nur aus Gips gefertigt. Für das Team um Regisseurin Anna Malunat und Bühnenbildner Jan Kattein habe sich anfangs schon die Frage der Darstellbarkeit des Kriegs gestellt.

Die Klangelemente des Krieges bilden das musikalische Gerippe, Simon Camatta saugt die Geräusche auf, verzerrt sie und formt ein neues Klangbild. Die deutsche Textbearbeitung stammt von Kathrin Tiedemann. Die Theaterwissenschaftlerin und Dramaturgin ist seit August 2004 künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Forums Freies Theater, zuvor war sie Dramaturgin auf Kampnagel in Hamburg, arbeitete als Redakteurin und Autorin unter anderem für „Freitag” und „Theater der Zeit”. Letztere hat ihre deutsche Bühnenfassung des Romans in der aktuellen Ausgabe abgedruckt.

Es gibt noch Karten

Die Düsseldorfer Premiere war am 31. Oktober, die Oberhausener ist am Sonntag, 15. November, um 18 Uhr im Malersaal des Theaters. Die Aufführung ist eine Ko-Produktion des Forums Freies Theater Düsseldorf mit dem Oberhausener Schauspiel.

Nach der Premiere wird das Stück noch vier weitere Male aufgeführt, u.a. am 22. November um 18 und am 28. November um 19.30 Uhr, am 8. und 17. Dezember jeweils um 19.30 Uhr. Diese Aufführungen sind allesamt im Malersaal. Karten gibt es - für die Premiere übrigens auch noch - unter 0208/8578 184 und unter www.theater-oberhausen.de. Weitere Vorstellungen sind nicht möglich, heißt es, allenfalls noch als Tournee. Allerdings gibt es eine höchst ehrenvolle Auszeichnung: Die Produktion ist nach Beirut eingeladen. Man will sie dort mit deutschen Untertiteln zeigen. Das muss klappen!