Oberhausen. . In ihren Performances ist Marie-Luise O’Byrne-Brandl immer selbst ein Teil ihrer Werke. Ihre Darbietungen faszinieren und spalten gleichermaßen. Doch sie hat Mut, aus dem Schatten ins Licht zu treten und etwas zu probieren, was noch nicht gewagt wurde. Demo im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie
Als Performance-Künstlerin ist sie stets selbst Teil ihrer Werke: Seit fast 20 Jahren fasziniert Marie-Luise O’Byrne-Brandl mit höchst ungewöhnlichen Auftritten ebenso wie sie spaltet. Und doch schafft sie es immer, Aufmerksamkeit zu erzielen. So sahen 70 Zuschauer im kleinen Schloss der Ludwiggalerie ihr dabei zu, wie sie in gewohnt entschleunigter Art den Versuch unternahm, „die geschundene Natur zu heilen“.
Peter Waros als Engel, Kuro am Bass
Zur Unterstützung der Demo hatte sie Peter Waros, seit einigen Jahren Schauspieler im Oberhausener Theaterensemble, und den Stadtkünstler Kuro, Walter Kurowski, gewonnen. Während Kuro das Geschehen den Bass zupfend musikalisch untermalte, spielte Waros einen Engel. Im Mittelpunkt: der Baum.
„Ein Weihnachtsbaum, den ich aus dem Jahr 2012 aufgehoben habe“, verriet die Künstlerin. Weiß gewandet, schlüpfte sie in die Rolle der Kümmerin, die dem sichtlich sterbenden Tannenbaum ihre Aufmerksamkeit schenkte. Dies geschah mit Hilfe von Mullbinden, die sie dem Baum anlegte. Waros, in Pantoffeln und Jogginghose, mimte den müden Engel und sah O’Byrne-Brandl bei ihrer „Baumpflege“ zu. Zu erschöpft, um den Baum oder gar die Welt zu retten, griff er nicht ein. Als Zeichen der Anerkennung des Bemühens der Performerin, die den Baum sogar umarmte, kniete er nur vor ihr nieder und legte seinen Kopf in ihren Schoß.
Immer gehe in den Performances um Vergänglichkeit und Verletzlichkeit der Gesellschaft, hatte Johanna O’Byrne, Tochter der Künstlerin, zum Auftakt der Veranstaltung bemerkt. Schon 2007, als sich ihre Mutter an der Ausstellung „Aus dem Schatten treten“ der Oberhausener Künstler beteiligte, hatte Johanna O’Brandl ihren Mut gelobt, „sich ins Licht zu begeben und etwas zu probieren, das noch nicht gewagt wurde, etwas zu riskieren“.
Genau das ist, was diese Art der Performances treffend charakterisiert. Der Zuschauer ist gefesselt und ein wenig schockiert zugleich, weil sich die Performerin nicht scheut, sehr ungewöhnliche Utensilien zu benutzen und Tabuthemen in Szene zu setzen, wie etwa Kirche und Erotik, Sterben oder die Orientierungslosigkeit eines verwirrten Menschen im Alltag.