Heinrich Busch berichtet von den Festtagen vor 70 Jahren. Kleidung und einen Holzbaukasten bekam er damals geschenkt.

Kartoffelsalat und Würstchen auf dem Teller und ein Holzbaukasten unterm Baum: Der Alt-Oberhausener Heinrich Busch kann sich auch 70 Jahre später noch sehr genau an die Weihnachtstage 1943 erinnern. „Um 20 Uhr an Heiligabend hatte der letzte Kunde den Friseursalon meines Vaters verlassen. Anschließend konnten wir uns mit der Familie zusammensetzen.“ Da an diesem 24. Dezember kein Fliegeralarm die Oberhausener aufschreckte, konnte der damals 13-jährige Busch einige ruhige Stunden im Kreise seiner Liebsten verbringen. In seiner festlich geschmückten Wohnung berichtet er vom Heiligabend 1943.

Keine Schule seit Sommer 1943

„Zu viert saßen wir zusammen. Mein Vater, meine Mutter, mein Opa und ich.“ Viel zu erzählen gab es auf jeden Fall. Denn 1943 war ein bewegtes Jahr, vor allem für den jungen Heinrich Busch. „Im Sommer wurde die Marktschule durch einen Fliegerangriff komplett zerstört.“ Für Busch, der gerade die 8. Klasse besuchte, war dadurch die Schullaufbahn beendet. „An eine andere Schule wurden wir nämlich nicht mehr vermittelt.“ Von da an half der junge Mann im väterlichen Friseursalon aus, wurde in späteren Jahren selber ebenfalls Friseurmeister mit eigenem Geschäft.

Nicht nur die Marktschule war durch Bombenangriffe zerstört worden. „Unsere damalige Wohnung auf der Marktstraße hatte ebenfalls einen Treffer abbekommen.“ So hatte die Familie Weihnachten 1943 bereits den dritten Anbau an das zerstörte Wohnhaus bezogen. „Wir hatten aber Strom und Gas. Frieren mussten wir nicht. Nur die Toilette war auf dem Hof.“

Auf dem Tisch gab es schon damals ein Gericht, das sich inzwischen zum echten Klassiker entwickelt hat und in vielen deutschen Haushalten nicht mehr wegzudenken ist. „Kartoffelsalat und Würstchen gab es“, erinnert er sich. „Hunger leiden mussten wir in dieser Zeit also nicht“, so Busch. „Da mein Vater an einer offenen Tuberkulose litt, bekamen wir immer regelmäßig Essensmarken.“

Auch in der Zwischenzeit freut sich Busch immer noch über dieses einfache Gericht. „Es dürfen nur keine Gurken drin sein, die vertrage ich nämlich nicht.“ Was genau jedoch heute Abend serviert wird, das ist noch offen. „In diesem Jahr bin ich bei meiner Tochter eingeladen und weiß darum gar nicht, was es genau gibt. Über Schnitzel oder auch Reibekuchen würde ich mich sehr freuen.“

Melancholie am heiligen Abend

Geschenke gab es für den 13-jährigen Busch damals natürlich auch. „Der Großteil war erwartungsgemäß Kleidung.“ Da man sich an Weihnachten aber nicht nur Nützliches schenkt, gab es auch etwas zu spielen. „Sehr gefreut habe ich mich über einen Holzbaukasten. Wie ich später erfahren habe, waren das Beutestücke aus dem Ausland.“ Überdauert hat der Baukasten den Krieg jedoch nicht. „Als es in den späteren Kriegsjahren kaum noch Brennholz gab, wurde er schließlich im Ofen verfeuert.“

Ausgelassen wurde der Heilige Abend jedoch nicht begangen. Da die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges inzwischen in Oberhausen spürbar waren, gab es den einen oder anderen melancholischen Gedanken. „Uns war nicht recht zum Singen zu Mute. Wir waren froh, überhaupt am Leben zu sein.“