Oberhausen. Vor 30 Jahren protestierten Bewohner für den Erhalt der Häuser an der Gustavstraße. Als Mieter sorgen sie nun Gerüchte um den Verkauf. Stadt: Genossenschaft geplant.
Sie ist das andere Eisenheim, die nur etwa 50 Jahre jüngere Arbeitersiedlung an der Gustavstraße. 30 Jahre, nachdem Mieter und Unterstützer gegen den von der Stadt geplanten Abriss der ehemaligen Altenberg-Siedlung am Hauptbahnhof auf die Barrikaden gingen, melden sich die Anwohner sorgenvoll zu Wort. Sie fürchten um den Erhalt des seit 1984 unter Denkmalschutz stehenden Quartiers.
Die Stadt als Eigentümerin der 13 kleinen Häuser beschwichtigt die Ängste ihrer Mieter. Die Siedlung mit 48 Wohneinheiten soll erhalten bleiben - als Genossenschaft.
Investitionsbedarf und Leerstand
Seit Jahren herrsche ein hoher Investitionsbedarf, klagen die Anwohner. Drei Wohnungen stünden seit Längerem leer und würden nicht neu vermietet. Gerüchte, die Stadt plane den Einzelverkauf der Häuser, verunsichern zusätzlich.
„Damit würde unsere über Jahrzehnte gewachsene soziale Siedlungsstruktur kaputt gemacht werden“, sagt Monika Okon vom Verein zu Erhaltung der Arbeitersiedlung. Noch sei der Mietzins äußerst gering, auch weil die zum Teil 55qm großen Wohnungen äußerst verwinkelt, schlecht isoliert und noch mit Kohleofen ausgestattet seien. Bei einer Privatisierung müssten langjährige Bewohner ausziehen, meint Okon, denn ein Hauskauf wäre für sie zu teuer.
Okon und ihre Nachbarn ärgern sich vor allem darüber, dass sie an Überlegungen zum Erhalt ihrer Siedlung nicht beteiligt würden. „Wir erfahren von Freunden, dass es eine Liste für Kaufinteressenten der Häuser gibt. Offiziell hören wir von der Stadt nichts Konkretes.“
Dezernent Jürgen Schmidt ist zwar erst seit Oktober für den städtischen Immobilienbereich zuständig, er sagt aber zu: „Für mich gibt es keine Lösung ohne die Anwohner. Sie sind die Ersten, mit denen wir sprechen, wenn wir ein Gesamtkonzept erarbeitet haben.“
Er bestätigt, dass von außen Kaufinteressen bestünden. „Wir sehen die Siedlung aber in ihrer Gesamtheit.“ Bevorzugt würde deshalb ein Genossenschaftsmodell. Die jetzigen Mieter würden dann Eigentümer der Siedlung werden. Das heißt aber auch: Sie tragen die Kosten für die Instandhaltung der ab 1892 gebauten Siedlung.
Bewegte Geschichte der Siedlung
Der Investitionsbedarf ist hoch. Zum aktuellen Wohnungsleerstand sagt Schmidt: „Die Kosten werden derzeit nicht durch die Mietbeträge gedeckt.“ Allerdings habe die Stadt noch in diesem Jahr in die Instandhaltung investiert.
Die Siedlung an der Gustavstraße hat eine bewegte Geschichte. 1978 kaufte die Stadt die Häuser, die die Altenberg AG errichtet hatte. 1982 verkündigte das Rathaus seine Abrisspläne. Anwohner und junge Leute besetzten die Häuser und erwirkten den Erhalt der Siedlung. 1983 wurde sie mit Landesmitteln saniert. Daran gekoppelt war unter anderem eine Mietpreisbindung bis 2010.