Oberhausen. . Wenn für eine Beisetzung privat kein Geld da ist, dann springt das städtische Ordnungsamt finanziell ein. Es lässt die Verstorbenen auf Kosten der Stadt auf einem kommunalen Friedhof bestatten – ohne die Begleitung eines Seelsorgers und ohne Grabstein; unbedacht. Bis jetzt.

Sie werden die „unbedacht Verstorbenen“ genannt. Menschen, die für ihre Beerdigung kein Geld zurücklegen konnten, Menschen, die keine Angehörigen haben, die für eine Beisetzung bezahlen könnten. In solchen Todesfällen ist es das Ordnungsamt, das die Verstorbenen auf Kosten der Stadt auf einem kommunalen Friedhof bestattet – ohne die Begleitung eines Seelsorgers und ohne Grabstein; unbedacht.

Eine Praxis, das nach langer Debatte in dieser Stadt geändert wird. Verantwortliche des Ordnungsamts und der Kirchen haben erreicht, dass „Unbedachte“, die Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche waren, auf ihrem letzten Weg geistlich begleitet werden.

Etwas 80 Beerdigungen im Jahr

Jedes Jahr sterben in Oberhausen etwa 80 Menschen, für deren Beisetzung privat kein Geld da ist. Die Stadt kümmert sich um die Einäscherung und Urnenbeisetzung ohne Grabstein, was bis zu 1700 Euro kostet. Laut Friedhofssatzung bleibt der genaue Ort einer anonymen Beisetzung, die günstigste Bestattungsform, nur der Friedhofsverwaltung bekannt.

Die Gemeinden wussten bisher auch über den Zeitpunkt der Beisetzung nicht Bescheid. Sie gedachten der Verstorbenen zweimal im Jahr mit einem Gottesdienst.

Aus dem Kreis dieser Gedenkgottesdienste ist der Wunsch nach einer Änderung bestehender Praxis laut geworden. Hinein spielte wohl auch der Fall einer Osterfelderin, in deren Gemeinde Mitglieder der Beisetzung beiwohnen wollten.

Zum Gedenken

Ansprechpartner des städtischen Ordnungsamts ist bei der Evangelischen Kirche das Kirchenkreisbüro an der Marktstraße und bei der Katholischen Kirche das Stadtdechanat in Herz-Jesu Alt-Oberhausen. Allein dort ist in den vergangenen Wochen der Anruf des Ordnungsamts dreimal eingegangen.

Auch weiterhin werden Katholiken und Protestanten aber anonym beigesetzt – es gibt keinen Grabstein und auch keinen Gedenkstein. Die Kosten dafür wurden und werden nicht übernommen. Die Gemeinden wollen deshalb zusammen mit der Stadt eine andere Lösung finden.

Vertreter der Evangelischen Kirche haben vorgeschlagen, einen Grabstein analog zu den „Stolpersteinen“ zu verwenden. Diese Pflasterstein-großen Tafeln werden in Oberhausen und im ganzen Ruhrgebiet in Gehwege eingelassen, um der Opfer des NS-Regimes zu gedenken.

Auf dem kommunalen Nord- und dem Westfriedhof will die Stadt den Kirchen jeweils Flächen zuteilen, auf denen die Gedenktafeln eingelassen werden können. Die Gemeinden müssten aber die Kosten der Steine – zwischen 50 und 80 Euro – selbst tragen. Sie suchen nun Spender in ihren Kreisen.

Wenn jetzt ein Katholik oder Protestant verstirbt, für dessen Beisetzung die Stadt bezahlt, informiert das Ordnungsamt ab sofort die zuständige Gemeinde - in zwei Drittel der Fälle wird das wohl zutreffen. Die Gemeinde schickt kostenfrei einen Seelsorger zum kommunalen Friedhof, um den Verstorbenen auf seinem Weg zur letzten Ruhestätte zu begleiten. Auch Gemeindemitglieder können nun dazukommen. Laut Friedhofssatzung war beides bisher nicht möglich.

Anspruch auf geistliche Begleitung

Die Beteiligten in Rathaus und Kirchen sprechen von einer würdigen und menschlichen Lösung. „Es war stets unser Anliegen: Menschen, die der Kirche angehören, wollen wir auch kirchlich beisetzen können“, sagt Stadtdechant Peter Fabritz. Dass dies nun möglich ist, sei richtig und wichtig. Thomas Gäng, der als Vorsitzender des Katholikenrats für Laien in der katholischen Kirche eintritt, pflichtet ihm bei. Joachim Deterding, Superintendent der evangelischen Kirche Oberhausen, ergänzt: „Wer Mitglied in einer Kirche ist, der hat auch einen Anspruch auf eine geistliche Begleitung.“

Frank Bohnes, stellvertretender Leiter des Bereichs Öffentliche Ordnung, sagt: „Im Rahmen humanitärer Gesichtspunkte ist die neue Praxis ausdrücklich zu begrüßen.“