Oberhausen. Trotz des harten Sparpakets, das beim Kernpersonal der Oberhausener Stadtverwaltung ein Minus von zehn Prozent der Vollzeitarbeitsplätze vorsieht, wünscht sich die Stadtspitze immer neue Stellen: einen Controller, einen Kanalbilanzierer, einen Klimamanager – und so fort. Angeblich ist der Sparkurs aber nicht gefährdet.

Das dicke über zehn Jahre laufende Sparpaket der Stadt geht am Rathaus-Kernpersonal nun wahrlich nicht vorüber: In der mit Auszubildenden 2300 Leute umfassenden Belegschaft müssen bis 2021 über 190 Stellen abgebaut werden – etwa zehn Prozent aller Stellen. Jede zweite frei werdende Stelle soll nicht mehr besetzt werden.

Doch auf der anderen Seite produziert die Rathaus-Spitze munter neue Stellen: Mal darf es ein Klimaschutzmanager oder dürfen es Koordinatoren für den Übergang Jugendlicher von Schule zu Beruf sein, mal sind es neue Kita-Erzieherinnen für den steigenden Bedarf an Ganztagsbetreuung oder Feuerwehrleute, weil nun die strengen EU-Arbeitszeitregeln gelten.

Neuer Klimaschutzmanager

Jetzt liegen dem Rat weitere neue Stellenwünsche der Rathaus-Verwaltung auf dem Tisch: Eine zusätzliche Vollzeitplanstelle werde benötigt um sich der Aufgabe „Verbuchung des Anlagevermögens aus Kanal- und Straßenbau“ korrekt widmen zu können. Bisher sei dieses falsch in der Bilanz erfasst – wegen „unklarer Zuständigkeitszuordnungen im Zusammenwirken einer Vielzahl von Beteiligten“, wie es in der Vorlage heißt.

Grenzenloser Stellen-Hunger

Der Bedarf an Personal für öffentliche Dienste scheint grenzenlos zu sein. Es gibt Kita-Personalausstattungs-Vorschriften, es gibt soziale Aufgaben in Hülle und Fülle, es gibt viel zu koordinieren und zu managen.

Wenn es allein nach dem Arbeitsanfall ginge, müsste man in jedem zweiten Privatunternehmen doppelt soviel Leute anstellen. Leider müssen diese Stellen sich aber wirtschaftlich tragen.

Unter diesem Druck stehen die Jobs im öffentlichen Dienst nicht – sie kosten die Allgemeinheit aber so oder so: Ob die Stadt sie alleine zahlt oder ko-finanzieren kann. Die Politik muss mutig jeden einzelnen Wunsch der unter Druck der eigenen Leute stehenden Stadtspitze durchleuchten. Wir sind fast an dem Punkt, wo wir Koordinatoren einstellen, um Koordinatoren zu koordinieren. (Peter Szymaniak)

Im Kämmerer-Fachbereich „Controlling“ führt „die ständig angespannte personelle Situation zu mittlerweile kaum noch zu kompensierenden Belastungen“ (Vorlage). Folge: Eine Planstelle im gehobenen Dienst muss her.

Weil die Stadt künftig noch mehr rasende Autofahrer erwischen will, sollen im Ordnungsamt „mit sofortiger Wirkung 1,5 Planstellen“ eingerichtet werden.

Im Gespräch ist auch noch ein neuer „Fördermanager“, der die Töpfe von EU, Bund und Land nach Geldern für Oberhausen durchforsten soll – sie soll möglichst intern besetzt werden.

Skeptischer Blick auf Personalwünsche

Die Ratsfraktionen von SPD, Grünen, CDU und FDP betrachten die Personalwünsche skeptisch. „So kommen wir beim Sparen auf keinen grünen Zweig: In einem Jahr stieg die Mitarbeiterzahl von 1985 auf 2003“, kritisiert CDU-Fraktionschef Daniel Schranz. SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer meldet mehr Beratungsbedarf seiner Fraktion an.

Personaldezernent Jürgen Schmidt versichert dagegen, dass die Stadt im Sparplan fürs Personal liegt und 2013 über 32 alte Stellen abgebaut habe. Viele der neuen Stellen seien nun mit anderem Geld bezahlt: „Schule und Beruf“ vom Land zur Hälfte, die Feuerwehrleute würden durch Gebühren refinanziert und die Kita-Erzieherinnen teils durch Elternbeiträge. So würde man am Ende unterm Strich Personalkosten sparen.