Wenn Moritz Conrad heute seinen Schoko-Nikolaus aus dem Paket holen kann, ist der hoffentlich noch nicht geschmolzen. Denn der süße Zeitgenosse hat schon eine lange Reise hinter sich. Eigentlich sollte die Nascherei pünktlich zum Nikolaustag bei dem Achtjährigen ankommen – als Geschenk von der Patentante. Doch da kam die DHL ins Spiel. Die sollte das Paket bringen, der Bote stand aber vor geschlossener Tür. So füllte er den Benachrichtigungszettel aus und nahm es wieder mit zur DHL-Filiale im Oberhausener Süden.
Mama und Papa Conrad machten sich also auf zur Filiale, um das Paket abzuholen. Daraus wurde aber nichts. Michael Conrad: „Man hat uns mitgeteilt, wir bekämen das Paket nur, wenn unser Sohn uns eine Vollmacht erteilt. Obwohl wir uns mit unserem Personalausweis legitimiert und die Krankenkarte unseres Sohnes gezeigt haben.“
Ohne Paket, dafür aber mit Wut im Bauch suchten die Conrads Rat bei der Postzentrale in Bonn: „Hier sagte man uns zunächst, das könne nicht mit rechten Dingen zugehen. Später aber hieß es, das Vorgehen sei korrekt.“ Dafür hat Michael Conrad kein Verständnis: „Es kann doch nicht sein, dass ein Achtjähriger eine Vollmacht ausstellen muss, damit seine Erziehungsberechtigten ein Paket entgegennehmen können.“
Schlimmer geht’s nimmer, dachte der Familienvater, doch hier irrte er: „Wir haben dann unseren Sohn von der Schule abgeholt und sind noch mal zur DHL-Filiale gefahren: „Noch immer bestand der Mitarbeiter auf einer Vollmacht und nahm sogar meinem Sohn das Paket, das der schon in Händen hielt, wieder weg.“
Rainer Ernzer, Sprecher der Deutschen Post, zu der die DHL gehört, hat Verständnis für den Ärger des Familienvaters, sagt aber: „Der DHL-Mitarbeiter hat die Richtlinien sehr genau genommen. Der Achtjährige hätte tatsächlich seinen Namen unter die Vollmacht auf der Benachrichtigung setzen müssen, wenn er schon schreiben kann. Dann hätte der Personalausweis der Eltern gereicht. Ansonsten hätten diese die Geburtsurkunde des Kindes mitbringen müssen.“ Er rät, wenn jemand einem Kind ein Paket schicken will, sicherheitshalber immer den Namen eines Elternteils mit auf die Adresse zu schreiben.
Jetzt lassen sich die Conrads das Päckchen noch mal zustellen.