Oberhausen. . Das holländische „Millennium Jazz Orchester“ unter Leitung von Joan Reinders. Ein XXL-Konzert der Extraklasse im Rahmen der Gitarrenfestival-Woche
Seit seiner Gründung vor fast zehn Jahren hat der Verein „Gitarrissimo“ erstaunlich an Umfang und Bedeutung gewonnen. Besonders seit der Verein im „Gdanska“ am Altmarkt in der Oberhausener City sein ständiges Quartier gefunden hat, sind seine Konzerte zu einer permanenten Einrichtung geworden. Das wirft ein bezeichnendes Schlaglicht darauf, wie lebendig die Oberhausener Musikszene außerhalb der offiziell etablierten ist.
Quicklebendige Musikszene
Um aber aus der engen Begrenzung eines Szene-Lokals herauszukommen, hat man gewissermaßen eine XL-Ausgabe draufgesetzt und das „Guitar Festival Oberhausen“ ins Leben gerufen.
Es findet in diesem Jahr zum sechsten Mal statt, auch an anderen Spielorten wie der Bertha-von Suttner-Aula oder eben dem Stadttheater, wo am Donnerstag gewissermaßen eine XXL-Fassung präsentiert wurde: Durch den aus Oberhausen stammenden Pianisten des Orchesters, Dirk Balthaus, war es gelungen, das niederländische „Millennium Jazz Orchester“ unter Leitung von Joan Reinders zu verpflichten, das seinem Ruf, eines der besten Europas zu sein, voll bestätigte.
Gitarrist Star des Abends
Natürlich denkt man bei holländischem Jazz gleich an die legendäre „Dutch Swing College Band“, aber was die Leute aus Deventer spielen, klingt doch etwas anders: Die, abgesehen von Klavier, Bass und Schlagzeug, nur aus Blechbläsern bestehende Big Band hat ihre Wurzeln im Swing, aber alle stilistischen Errungenschaften des modernen Jazz aufgenommen: Eine bis an die Grenzen der Tonalität geschärfte Harmonik, zum Teil eine sprunghaft-expressive Melodik, hochvirtuoses Solo-Spiel und auffallend fantasievolle und spannungsreiche Arrangements, die erstaunlicherweise durchweg aus eigener Feder stammten.
Star des Abends aber war der Gitarrist Anton Goudsmit, der sich regelrecht in Rage spielen, aber auch mit aparten, ungewöhnlichen Klangfarben überraschen oder einen skurrilen Humor an den Tag legen konnte, wie etwa in seinem witzigen Dialog mit der Trompete. Stellenweise kam der Holländer durch den massiven Klang der Band und insbesondere des Schlagzeugs akustisch für die Zuhörer im Theatersaal aber leider nicht immer richtig durch.
Vielleicht könnte man da die Aussteuerung etwas nachjustieren – wenn das Jazz-Orchester noch einmal in Oberhausen auftreten sollte, was auf jeden Fall sehr zu wünschen ist.